9. September 2022

Premiere am EGL: Ton und Kirschen zeigen „The Open Door“

Eine besondere Theateraufführung erlebten Schülerinnen und Schüler des EGL am 08.09.2023. Das Wandertheater „Ton und Kirschen“ war bereits zum dritten Mal zu Gast an der Schule und hatte, neben ihrem 30jährigen Bühnenjubiläum, eine Premiere im Gepäck. Die wurde erst abends gespielt, nachdem der Schulgemeinschaft mittags sozusagen eine Sneak-Preview präsentiert wurde.

„Ton und Kirschen“ zeigen sich in ihrem neuen Stück „The Open Door“ gewohnt vielseitig – jedes Mitglied des internationalen Ensembles schauspielert, singt und musiziert, immer wieder werden die Szenen auch durch Einzelleistungen abgerundet.  Den Rahmen der Szenenfolge – nach einer Art Prolog aus Shakespeares „Macbeth“ – bilden Anfang und Ende von Franz Kafkas Romanfragment „Der Proceß“: Die Darstellung des Josef K., der eines Morgens feststellen muss, dass er verhaftet ist, schwankt zwischen bedrückter Ungläubigkeit und verzweifeltem Humor gegenüber den beiden Vertretern einer rätselhaften Gerichtsbarkeit, die ihm den Ausgang versperren. Bei aller Verschiedenheit der Bezugstexte des Stücks bilden schicksalhafte Türen das Leitmotiv: etwa die Tür einer Amtsstube, vor der Kriegsflüchtlinge auf ihren Bescheid warten (basierend auf einer Novelle von Joseph Roth), die Tür des Blaubart-Zimmers, die die Braut des Herzogs gegen dessen Anweisung dann doch öffnet (eine Puppenspiel-Szene, inspiriert von Georg Trakl, Charles Perrault und Béla Bartók), die Käfigtür des Panthers im Pariser Jardin des Plantes, über den Rainer Maria Rilke sein berühmtes Gedicht verfasst hat, der mit Schlössern gesicherte Deckel einer Kiste, wichtigstes Bühnenutensil bei einem Entfesselungs-Trick. Am Ende tritt erneut Josef K. auf, dem, so wie auch dem Publikum, die verrätselte Parabel aus dem „Proceß“ vorgeführt wird – im Fokus die Tür des Gesetzes, vor der der „Mann vom Lande“ Jahrzehnte verbringt und schließlich stirbt, ohne je vom Türhüter eingelassen worden zu sein. Eine verschlossene Tür kann jedoch natürlich nicht das Schlussbild eines Stücks sein, das den Titel „The Open Door“ trägt. Und ist es dann auch nicht.

Margarete Biereye, gemeinsam mit David Johnston künstlerische Leiterin des Ensembles, betont die Aktualisierbarkeit des Themas, auch vor dem aktuellen Hintergrund von Flucht und Vertreibung. Ebenso liege jedoch auch Zugänglichkeit und Offenheit im Motiv der Türen. Den Titel des Stücks möchte sie besonders auch auf die Arbeits- und Lebensform des Wandertheaters bezogen wissen: „Ton und Kirschen“ machen auch als Gruppe alle Türen auf.

 

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