4. März 2020

EGLianer machen Lust auf Lübz – Kooperation in der Region (svz 04-03-2020)

Als Steven Weßling im November vergangenen Jahres zum ersten Mal in seinem Leben den Lübzer Amtsturm von innen sah, hat es ihn regelrecht umgehauen. In dem ehemaligen Wehrturm mit seinen vier Ebenen werden auf engstem Raum viele Jahrhunderte Lübzer Geschichte lebendig. Nur wenige Wochen nach seinem ersten Museumsrundgang kennt sich der 13-jährige Schüler bereits richtig gut in der Historie seiner Heimatstadt aus. So gut, dass er nun auch anderen vom Leben und Arbeiten der Lübzer in längst vergangenen Zeiten erzählen kann. Seine „Feuertaufe“ als Gästeführer bestand Steven kurz vor den Winterferien. Der Gymnasiast absolvierte gerade ein mehrtägiges Praktikum in der touristischen Einrichtung unter Trägerschaft des Vereins Lübzer Land, als ein Ehepaar in der Tür stand und nach einer Führung fragte. Seine beiden Zuhörer waren völlig baff, wie munter der Achtklässler aus dem Nähkästchen plauderte.

Wenn die Saison erst mal richtig ins Laufen gekommen ist, dürfte Steven Weßling noch oft Gelegenheit dazu haben. Er ist nämlich einer von insgesamt zehn Schülern, die von Museumsleiterin Ilona Paschke auf ihren Einsatz als Gästeführer vorbereitet werden. Fünf von ihnen sind neu ins Team gekommen. Zwei sind schon so lange „im Geschäft“, dass sie bereits eigenständig Stadtführungen leisten, darunter Henriette Schröder, die in diesem Jahr das Abitur macht. Schwester Hedi Schröder (13) möchte nun in ihre Fußstapfen treten. So wie Steven Weßling, Charlotte Gross (15) oder Emma Schulz (15) kommt sie einmal in der Woche für jeweils eine Stunde ins Stadtmuseum. Das Projekt „Gästeführer“ gehört zu den regelmäßigen Angeboten, die seit dem Schuljahr 2014/15 im Rahmen der Ganztagsschule am Eldenburg-Gymnasium unterbreitet werden. Ilona Paschke begrüßt diesen Weg sehr, junge Menschen für Stadt- und Heimatgeschichte zu begeistern. Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Schülern seien sehr positiv, bestätigt die langjährige Museumsleiterin. Sie basieren auf einem repräsentativen Zeitraum: Im Jahr 2000 nahm Ilona Paschke die ersten Schüler unter ihre Fittiche. Damals befand sich das Museum noch in Trägerschaft der Stadt. Vor dem Hintergrund, dass die museale Stätte seit 1999 in zwei räumlich getrennten Standorten untergebracht ist, wollte man auf diese Weise schlicht interessierte Jugendliche als Unterstützer bei der Museumsbetreuung gewinnen. Bis zum heutigen Tag konnte Ilona Paschke 62 Gymnasiasten gewinnen, einen Teil ihrer Freizeit im oder für das Museum zu verbringen. „Es sind immer wieder so tolle Erlebnisse dabei“, genießt sie die Zusammenarbeit mit den Schülern. „Sie lernen, mit dem erworbenen Wissen auf fremde Menschen zuzugehen und auf Situationen zu reagieren. Das kommt ihnen auch im weiteren Leben zu Gute. Unsere treueste Gästeführerin begann als Schülerin der 7. Klasse und wird in diesem Jahr ihre zehnte Saison bestreiten.“

Und wie sehen die Schüler das? Steven verrät: Seit er in die Lübzer Geschichte eingetaucht ist, habe sich sein Blick auf die eigene Stadt „auf jeden Fall geändert. Ich wusste vorher kaum etwas über Lübz.“ Jetzt kann Steven die Besucher mit seinem Wissen regelrecht umhauen. Zum Einsatz kommen die Schüler-Gästeführer hauptsächlich in der Tourismussaison von Mai bis September an den Wochenenden sowie in den Sommerferien. Ihr Lohn: Eine klitzekleine Aufwandsentschädigung und ein großes Lob von den Gästen.

– Quelle: https://www.svz.de/27576072 ©2020

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