25. Januar 2023

„Als junger Mensch in der Shoah“ – so gedenken Schüler der Nazi-Opfer (Quelle: svz, 24.01.23)

Die Schüler des Eldenburg-Gymnasiums Lübz und der Europaschule Rövershagen arbeiteten an einem Großprojekt mit Zeitzeugen. Diese Fragen stellten sie den Holocaustüberlebenden.

Bei der Landespressekonferenz im Schweriner Schloss stellten die Schülerinnen des Eldenburg-Gymnasiums aus Lübz Annabell Weber (l.) und Alma Hoge das Projekt „Als junger Mensch in der Shoa“ vor. FOTO: HANNES HENFFLER
Film mit Zeitzeugen aus Israel „Als junger Mensch in der Shoah“ – so gedenken Schüler Nazi-Opfern Von Hannes Henffler 24.01.2023, 17:04 Uhr

Die Idee zu dem Format hatte die Journalistin Valerie Henschel. „Im vergangenen Jahr habe ich meinen Sohn zu einem Gespräch mit der Zeitzeugin Eva Erben an seiner Schule begleitet . Ich saß in der letzten Reihe und war tief beeindruckt, welche kluge, universelle Fragen die jungen Menschen gestellt haben – und wie offen die Antworten von Eva waren.“ Gleichzeitig habe sie gedacht: „Wie schade, dass mein jüngstes Kind ein solches Gespräch nicht mehr führen kann, weil es schon jetzt immer weniger Überlebende gibt, die noch selbst berichten können.“ Noch in derselben Woche habe sie vor diesem Hintergrund ihr Projekt entwickelt. Das Ziel: Auch die Schüler der Zukunft sollen die Möglichkeit haben, solche Zeitzeugeninterviews zu erleben.

Als die Anfrage beim Eldenburg Gymnasium ankam, war die gesamte Schule begeistert, berichtet der Geschichtslehrer Gerd Vorhauer. „Wir beschäftigen uns oft mit solchen Themen. Deswegen haben wir auch gleich eingewilligt.“

Einen ganzen Tag räumte das Eldenburg-Gymnasium den 20 Schülern ein. Sie sollten sich Fragen überlegen, die sie Überlebenden des Holocausts stellen konnten. In Gruppen erarbeiteten sie die Fragen und wurden direkt im Anschluss daran gefilmt. In kleinen Videoschnipseln stellten sie ihre Fragen an die Zeitzeugen. „Was war das Letzte, was sie getan haben, bevor sie deportiert wurden?“ Oder: „Wie hat sich die Angst damals angefühlt?“ „Hatten Sie Suizidgedanken?“ „Dachte man selbst, man sei weniger wert als Jude?“ Und: „Gab es im KZ Wächter, die Menschlichkeit gezeigt haben?“

Schüler waren vom Projekt begeistert

Annabell Weber erinnert sich noch genau, wie aufgeregt, aber auch begeistert sie und ihre Mitschüler von der Aktion waren. „Man kennt es ja sonst aus Gruppenarbeiten, dass es immer einen gibt, der alles alleine machen muss. Dieses Mal war es komplett anders. Jeder hat mitgemacht und sich beteiligt.“ Auch Alma Hoge erinnert sich an den Projekttag. „Es war ein großes Privileg. Ich glaube, jeder hatte 30 bis 40 Fragen auf dem Zettel stehen.“

Kurze Zeit später reisten sechs Schüler stellvertretend für beide Schulen nach Israel, um dort mit den Zeitzeugen Miriam Bruderman, Batsheva Dagan, Eva Erben, Mieczyslaw Grochowski, Sally Perel und Regina Steinitz zu reden und die Fragen auch ihrer Mitschüler weiterzugeben. Entstanden ist dabei nicht nur ein Film, sondern auch interaktives Lehrmaterial.

Schüler sollen auf „itslearning“ die Interviews sehen können

Dieses Material soll sowohl ins Internet gestellt als auch auf der Plattform „itslearning“ den Schülern zur Verfügung gestellt werden. So kann jeder Zeitzeuge und jede Frage einzeln ausgewählt werden. Da das Projekt erst vor kurzem fertiggestellt wurde, wissen die Schüler selbst noch nicht, wie die Zeitzeugen rund um Eva Erben die Fragen beantwortet haben. „Ich bin sehr gespannt“, sagt Alma Hoge.

Land steckt mehr als 200.000 Euro in die Zeitzeugeninterviews

Der Film wurde vom Land gefördert. Insgesamt 217.770 Euro steckte die Landesregierung in das Format. „Jeder Euro ist dabei ein sehr gut angelegter Euro“, sagt Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke). Denn mit dem Endprodukt sei die Politikerin sehr zufrieden. „Entstanden ist ein beeindruckendes digitales Bildungsformat, das die Fragen aufgreift, die junge Generationen heute beschäftigen.“

Auch Landesrabbiner Yuriy Kadnykov lobte das Projekt. „Ich hoffe, dass nicht nur die Lehrkräfte in unserem Bundesland in vollem Umfang auf dieses Angebot zurückgreifen, um den Jugendlichen den emotionalen und empathischen Dialog mit Shoa-Überlebenden zu ermöglichen.“

Quelle: „Als junger Mensch in der Shoah“ – Schüler gedenken Nazi-Opfern | SVZ

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