8. Juni 2012

Exkursion der Reli-Kurse zum Thema Diakonie

Ein Tag in der Dobbertiner Diakonie

Als ich erfahren habe, dass wir, der Religionskurs der Klassenstufe 9, nach Dobbertin in die Diakonie fahren, hatte ich um ehrlich zu sein Angst. Ich war dort noch nie und wusste darum auch nicht was mich erwartet, dieses Ungewisse hat mir dann Angst gemacht.

Ich war froh, dass wir uns schon im Vorfeld aussuchen konnten, was wir dort machen möchten und eigentlich hatte ich mich für die Scheune oder den Rundgang eingetragen, weil sich das interessant angehört hat.

Am Donnerstag, den 31. Mai, sind wir von Lübz nach Dobbertin gefahren, war ich schon aufgeregt, doch Frau Schmidt, die uns herzlich begrüßt hat und uns alles über die Diakonie erzählt hat, hat meine Aufregung nachgelassen und auch meine Angst ist verschwunden. Als wir uns dann in den Gruppen zusammensuchen sollten, wollte ich immer noch in die Gruppe der Scheune, doch als für die Schulgruppe noch 3 fehlten, habe ich mich kurzerhand dafür entschieden. (Diese Entscheidung habe ich im Nachhinein auch nicht bereut.)

Frau Schmidt hat uns, nachdem alle in ihren Gruppen waren, dann von der Scheune aus zum Kinderhaus geführt. Dort erhielten wir eine kleine Führung durch das Haus. Ich hätte nicht gedacht, dass die Kinder, die dort wohnen, so ordentlich sind und so aufgeräumt leben und wirklich ein schönes Zimmer haben, mein Zimmer Zuhause sieht bzw. sah noch nie so ordentlich und sauber aus, wie ihre. Da kann ich wohl noch von ihnen lernen. Auch die wunderschöne Aussicht, die sie jeden Tag haben, wenn sie aus ihren Fenstern schauen, ist einfach fantastisch.

 

Nachdem wir alles von dem Kinderhaus gesehen hatten, sind wir, zur gegenüberliegenden Schule gegangen. Was ebenfalls sehr praktisch ist, direkt gegenüber der Schule zu wohnen, denn so kann man zum Mittag Zuhause essen. Die Schulleiterin Frau Stubbe hat uns im Sportraum noch etwas über die Klassen erzählt, dass zum Beispiel in jeder Klasse maximal 2 Rollstuhlfahrer bzw. Schwerstbehinderte sind, damit die Klasse auch Ausflüge machen können. Desweiteren sind in jeder Klasse ein Erzieher und ein Lehrer. Dazu kommt noch, dass in jeder Klasse nicht mehr als 8-12 Schüler sind, bei uns im Gegensatz sind um die 20 Schüler für nur 1 Lehrer. Sie sagte uns ebenfalls, dass manchmal, nicht wie bei uns ca. 20 Kinder eingeschult werden, sondern maximal 3, nächstes Jahr ist es zum Beispiel nur 1 Kind, das eingeschult wird. Als Frau Stubbe dies sagte, war ich geschockt, da ich zuerst dachte, dass das Kind sich doch bestimmt einsam fühlen müsse. Obendrein dachte ich, wenn nur ein Kind Einschulung feiert, wird nicht soviel Geld ausgegeben, als wenn 20 Kinder Einschulung feiern würden, aber Frau Stubbe hat noch dazu gesagt, dass die Einschulung von einem Kind genauso gefeiert werden würde, wie die von 20 Kindern und das fand ich interessant. Im Großen und Ganzen fand ich alles, was Frau Stubbe uns erzählte, überraschend, denn ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Kinder dort auch so etwas wie Theater, als Freizeitangebot machen.

Als es dazu kam in die Klassen eingeteilt zu werden, war ich schon richtig neugierig, wie sich die Schüler der Klasse uns gegenüber verhalten würden. Melli und ich sind gleich in den ersten Klassenraum gegangen, denn da wollte niemand so richtig hin. Da habe ich mir gedacht, dann gehst du einfach da rein. Die Lehrerin hat sich und die Erzieherin vorgestellt und uns noch berichtet, was sie gerade mit den Schülern behandelt. Es ging um die verschiedenen Formen einer Familie und an diesem Tag war es die „Normalfamilie“ (Mama, Papa, Bruder, Schwester, Oma und Opa). Ich merkte, dass es gar nicht so einfach ist zu erklären, dass die eine Oma, die Mama von der Mama ist und die andere die Mama vom Papa. Was für uns so selbstverständlich ist, ist für die Kinder nicht so einfach zu verstehen. Mir ist erst einmal bewusst geworden, dass manche von ihnen gar keine wirkliche Beziehung zu ihren Eltern haben, da diese es nicht wollen. Aufgefallen ist mir auch, dass sie am Anfang noch sehr schüchtern und eher zurückhaltend waren, aber im Laufe der Stunde sind sie „aufgeblüht“, was ich sehr faszinierend zu beobachten fand. Im Laufe der Stunde wussten wir alle Namen der Schüler, bloß die der beiden Schwerstbehinderten nicht, da sie nicht mit am „Unterrichtstisch“ saßen.

Ich war erstaunt, wie die Schüler miteinander umgehen. Ich habe einige Situationen mit der aus meiner Klasse bzw. Umfeld verglichen. Beispielsweise sagte jemand „Kannst du mir bitte den Kleber reichen?“, wobei wir fragen würden „Hat mal jemand einen Kleber?“. Sie sind auch sehr hilfsbereit und erklären sich vieles untereinander nochmal. Natürlich würden wir das auch tun, aber ein bisschen besserwisserisch und/oder genervt sein. Es gibt auch Momente bzw. Situationen, in denen sie auch so sind wie wir, aber man hat schon gemerkt, dass sie sich das gegenseitig nicht so übel nehmen, wie wir das vielleicht tun würden.

Am Ende der Stunde, ich war selbst verdutzt wie schnell die Zeit um war, sagte uns die Lehrerin der Klasse, dass sie dieses soziale untereinander gar nicht mehr so war nimmt, wie wir es getan haben. Wir erzählten ihr, dass uns das besonders aufgefallen ist. Ebenfalls berichtete sie, dass wenn bei der Schwerstbehinderten die Sabber läuft, einer von den anderen aufspringt und sie ihr abwischt. Ich wüsste nicht, ob wir es auch machen würden, aber jedenfalls fand ich es rührend, wie „stolz“ sie uns diese Situationen erzählte.

Als Lehrer einer Klasse mit Behinderten braucht man viel Geduld und Durchsetzungs-vermögen, gerade dann, wenn sie pubertieren, denn da sind Jungendliche, die behindert oder nicht behindert sind, gleichermaßen aufmüpfig.

Nach der Schule hatten wir eine Stunde Freizeit, in der wir Essen gehen oder uns an den See setzen konnten. Danach gingen wir in die Werkstatt.

Frau Mantey führte uns herum, zeigte uns die verschiedenen Gruppen mit ihren verschiedenen Aufgaben. Eine Gruppe wog Bonbons, in Form von Steinen ab, füllte sie in Gläser und verpackte sie. Eine andere verpackte Brottüten. Wieder eine andere baute Gläser mit Deckeln zusammen (hört sich einfach an, aber war es nicht!). Ihr denkt jetzt vielleicht, ach was für ein „Pipifax! Das schaff ich doch mit links!“, aber das würde ich nicht sagen. Ich habe höchsten Respekt vor den Behinderten dort, denn wie viel sie an einem Tag schaffen (um die 10 Kartons pro Person), ist bewundernswert. Desweiteren können die nicht einfach so ihren Frust, den sie genauso haben wie wir, so wegstecken. Mir wurde gesagt, es kommt eigentlich jeden Tag einer zum Gruppenleiter und fragt, ob er nicht Urlaub haben könne.

So abschließend kann ich sagen, dass man schon eine Grundeinstellung haben muss, um dort mit den Behinderten umzugehen. Ich sehe es so, dass man wirklich dafür gemacht sein muss. Ich bin dort mit Angst vor den erwachsenen Behinderten und Kindern hingegangen, die Angst vor den Kindern habe ich persönlich nicht mehr, aber vor den Erwachsenen ist immer noch ein Funke von der Angst da und ich denke, der wird sich erst legen, wenn ich älter bin. Aber der Tag hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, denn meine Vorurteile sind weg und die Angst auch so gut wie. Ich kann nur jedem empfehlen mit seiner Familie oder mit Freunden sich dort alles zeigen zu lassen oder nächstes Jahr ein Praktikum dort zu machen, denn dort verliert man seine Vorurteile gegenüber andern.

Vivi-Ann Wöhl

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