10. Januar 2018

Spiel der Könige: Taktik-Training in der Schacharena am EGL (svz 10-01-2018)

Schach-Coach Norbert Arning (hinten) ist es gelungen, Lübzer Gymnasiasten für das Schachspiel zu begeistern. Auch immer mehr Mädchen.Simone Herbst

Schach-Coach Norbert Arning (hinten) ist es gelungen, Lübzer Gymnasiasten für das Schachspiel zu begeistern. Auch immer mehr Mädchen.Simone Herbst

Coach will am Lübzer Gymnasium eine Schulmannschaft am Karo-Brett ins Leben rufen. Auch für ein Mädchen-Team sieht er gute Chancen.

„Mein Bruder gewinnt schon nicht mehr jede Partie gegen mich.“ Elisabeth, die gerade ihre Figuren auf dem großen Schachbrett aufstellt, strahlt. „Da hab ich wohl doch schon einiges gelernt hier im Schachkurs von Herrn Arning.“ Mit soliden Grundlagen waren sie und ihr Zwillingsbruder Anfang des Schuljahres aus Österreich nach Lübz übergesiedelt (die komplette Familie Bauer natürlich) und in den laufenden Kurs eingestiegen. „Hier lernen wir als erstes die Standards und wie man geschickt die hintere Reihe offeriert“, erzählt Roland. Dann zieht der Bub. Die nächste Partie möchte er gewinnen. Nicht etwa, weil er der Junge ist. Nein, das Spiel der Könige hat in ihm großen Ehrgeiz erweckt.

Schon im zurückliegenden Schuljahr hatte sich Norbert Arning bei der Schule als ehrenamtlicher Schachlehrer empfohlen. Mit super „Zeugnissen“. Er spielt nicht nur seit seinem 14 Lebensjahr leidenschaftlich gern. Lange bestritt der 67-Jährige im Deutschen Fernschachbund Landeskämpfe in der Meisterklasse. Heute spielt der Münsterländer, den es vor wenigen Jahren mit seiner Familie nach Vietlübbe verschlug, für die Schachgemeinschaft Malchow/Waren in der mecklenburgischen Landesklasse Ost.

Junge Leute für eine Sache zu begeistern und sie länger bei der Stange zu halten, ist durchaus eine Herausforderung. Zumal, wenn der Lehrplan es gar nicht einfordert. Beim Schach immer mittwochs in der siebten Stunde am EGL klappt’s. Was womöglich daran liegt, dass der Coach viel von seiner „Kampferfahrung“ aus tausenden „Schlachten“ weitergeben kann. Und will. Auf die sanfte Tour. „Ich lasse sie spielen und unterbreche eigentlich nur, wenn sich interessante Konstellationen ergeben haben und ich mit den Schülern strategisch taktische Lösungen besprechen möchte.“ Und außerdem, lacht Arning, kämen die Schüler freiwillig. Nach dem Kurs geht für viele der Unterricht weiter. Und da soll ihnen nicht der Schädel brummen.

War Arnings Freistunden-Kurs anfangs hauptsächlich mit Jungs besetzt, haben die Mädchen in diesem Jahr ordentlich nachgezogen. Arning freut das. „Wer Schach spielt“, sagt er, „ist meistens konzentrierter, ausdauernder und hat ein größeres Vorstellungsvermögen. Schach trainiert logisches Denken, Entscheidungsfähigkeit und Urteilsvermögen. Lange, sagt er, wurde angenommen, dass Jungs die besseren Spieler sind. Mädchen wurden eher nicht ernst genommen, im Zweifel hat man sie sogar gewinnen lassen. „Was völlig unnötig ist. Auch in meinem Kurs sehe ich, dass die Mädchen nicht nur sehr gut Schach spielen, sondern auch gewinnen können.“

Im Schach ist das Lübzer EGL inzwischen so gut aufgestellt, dass der Vietlübber Coach nächste Pläne schmieden kann. Noch in diesem Jahr will er seine Schüler wahlweise zum Bauern-, Turm- und Königsdiplom führen – Prüfungen für Schachanfänger, die der Deutsche Schachbund anbietet. „Und dann möchte ich wirklich sehr gern eine Schulmannschaft aufstellen und getrennt davon auch noch ein reines Mädchenteam“, verrät Arning. „Die Partien hier im Kurs sind wirklich in Ordnung. Sich aber mit anderen Mannschaften überregional zu vergleichen, ist, als würde man eine Schippe drauf packen.“

Jannik Lange, einer von Arnings ersten Eleven, wäre womöglich ein heißer Anwärter auf einen Platz in der Schulmannschaft. „Ich habe mit fünf Jahren zu spielen angefangen“, erzählt Jannik. „Anfangs gegen meine Freunde, dann gegen meinen Vater. Er hat heute keine Chance mehr, also spiele ich meistens gegen den Computer.“

 

 

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