17. September 2009

Wählen wie die Großen

Praktikant Sascha Finck und FSJ-ler Oliver Schmidt haben U18 im Lübzer Wahllokal Eldenburg-Gymnasium vorbereitet. Poesch

Auf der linken Seite eine Liste mit Wahlkreisabgeordneten, auf der rechten Seite eine Liste mit Parteien. Die Stimmzettel bei der U18-Wahl sehen fast so aus wie die bei der echten Bundestagswahl am 27. September. “450 haben wir schon, 150 müssen wir noch kopieren”, sagt Oliver Schmidt, der die Wahl im Lübzer Eldenburg-Gymnasium gemeinsam mit Sascha Finck vorbereitet. Der FSJ-ler und der Praktikant rechnen damit, dass rund 500 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren heute in der Turnhalle der Schule ihre Kreuzchen machen werden. Ihr Wahllokal, das wie bei der echten Wahl mit Wahlkabinen und -urnen ausgestattet ist, hat ab 8 Uhr geöffnet. Einige Zehntklässler, die nicht kommen können, weil sie im Praktikum sind, haben schon vor zehn Tagen die Möglichkeit der Briefwahl genutzt.

Verständnis für Wahlen schaffenWährend es 2005 in MV 41 Wahllokale gab, sind es heute nur 30. Neben dem Eldenburg-Gymnasium beteiligen sich auch Schulen und Jugendeinrichtungen aus Parchim, Sternberg, Plau am See, Ludwigslust, Dreilützow, Schwerin, Waren, Demmin und Rostock an dem Projekt. 2005 wurden in den Wahllokalen in MV rund 4500 Stimmen abgegeben, bundesweit waren es etwa 50 000. Wie in den meisten Bundesländern lag die SPD auch in MV damals mit knapp 34 Prozent deutlich vor der CDU (23 Prozent), gefolgt von den Linken (17 Prozent) und der NPD (9 Prozent). Eine Tendenz wie bei der echten Wahl in MV.

Veranstalter der bundesweiten Wahlinitiative, die 1996 in Berlin gestartet wurde, ist das Netzwerk U18, zu dem unter anderem der Deutsche Bundesjugendring, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland gehören. Bei Kindern und Jugendlichen ein Verständnis für Wahlen schaffen, auf das Wahlrecht vorbereiten und eine Diskussion über die Wahlaltersgrenze anstoßen – das sind Ziele dieses Projekts der politischen Bildungsarbeit. “Außerdem können wir auf diesem Weg erfahren, welche Themen die Kinder und Jugendlichen interessieren”, sagt Ralf Westendorf von der Koordinierungsstelle in Parchim.

Party mit Kandidaten in Parchim”Doch es geht uns nicht nur um den Wahlakt an sich, sondern auch um die Aktionen im Vorhinein”, erläutert Nina Lippmann aus der Geschäftsstelle U18 in Berlin. So hat das Kinder- und Jugendradio Funkstark in Hamburg eine Sendung zum Thema Bundestagswahl produziert. Und beim Projekt “Demoskratos” sind Berliner Schüler selbst in die Rolle von Politikern geschlüpft und zum Wahlkampf angetreten. Einen solchen Wahlkampf hat es inLübz nicht gegeben. Das Wahllokal Eldenburg-Gymnasium nimmt zum ersten Mal an der Aktion teil. “Wir sammeln erst einmal Ideen, wie wir das in Zukunft gestalten wollen”, sagt Ralf Westendorf.

Das Lübzer Wahllokal schließt um 15 Uhr, dann beginnen Oliver Schmidt, Sascha Finck und ihre Wahlhelfer mit der Auszählung. Ausgewertet werden nur die Zweitstimmen, “da diese für die Sitzverteilung im Bundestag relevant sind”, sagt Nina Lippmann. “Die Auswertung der Erststimmen wäre für unser Projekt nicht leistbar.” Am Abend steigt in Parchim eine Wahlparty mit Direktkandidaten. Dort können auch die Lübzer Wähler gespannt die Hochrechnungen verfolgen – wie bei der echten Wahl.

Quelle: Schweriner Volkszeitung

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