Von Berlin ans Lübzer Gymnasium (SVZ 27-05-15)
Schüler der SoR-Gruppe präsentieren Anne-Frank-Wanderausstellung

Paulina Rösel (l.) und Lea Henke (r.) sind neu in der „SoR-Gruppe“ des Eldenburg-Gymnasiums Lübz. Federführend haben sie den Jüdischen Abend am kommenden Donnerstag vorbereitet.
Foto: sabrina panknin
LÜBZ „Einmal wird dieser schreckliche Krieg doch aufhören, einmal werden wir auch wieder Menschen und nicht allein Juden sein.” Das schreibt Anne Frank in ihrem Tagebuch am 11. April 1944. Ein Jahr später ist sie tot, gestorben im KZ Bergen-Belsen. Mit dem Mädchen aus Amsterdam beschäftigt sich derzeit auch die Gruppe „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage” (SoR) am Lübzer Eldenburg-Gymnasium. Allen voran die beiden neuen Mitglieder Lea Henke und Paulina Rösel. „Wir wollen eine eigene Ausstellung machen, wie bereits im vergangenen Jahr”, erzählt Lea Henke. Das Thema der Ausstellung soll in eine ähnliche Richtung gehen. Doch als besseren Einstieg für die neuen Mitglieder, hat sich die SoR-Gruppe dazu entschlossen, zunächst eine Wanderausstellung in ihrem EGL zu präsentieren.
In Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Zentrum Berlin, dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern sowie der RAA Mecklenburg-Vorpommern ist es den Schülern gelungen, die Wanderausstellung „Anne Frank eine Geschichte für heute” vom Anne-Frank-Zentrum Berlin für ihre Schule zu gewinnen. Morgen Abend wird sie eröffnet – um 19 Uhr im EGL.
„Ich war überwältigt von schmerzlichen Erinnerungen. Es war wie eine Offenbarung für mich. Eine ganz andere Anne enthüllte sich mir als das Kind, das ich verloren hatte”, sagt Otto Frank 1946. Genau diese Vater-Tochter-Beziehung, die Anne Frank in ihrem Tagebuch nachzeichnet, beschreibt, fasziniert Lea Henke. „Ihr Vater war ihr Ein und Alles. Erst später, nach ihrem Tod, merkt ihr Vater aber, wie wichtig er Anne gewesen ist”, erläutert die 15-Jährige. Das Thema der Ausstellung haben sich die Jugendlichen selbst ausgesucht, erzählen Lehrer Gerd Vorhauer und Schulleiter Torsten Schwarz. „Ich finde es bemerkenswert und toll zu beobachten, wie unsere Schüler an der Arbeit in der SoR-Gnippe wachsen”, erläutert Torsten Schwarz.
Denn nicht nur die Ausstellungseröffnung am Donnerstag dieser Woche gehört zu den derzeitigen Projekten der Gruppe. „Mit der Pestalozzischule aus Parchim haben wir seit einem halben Jahr eine Koopertaion. Besuchen uns immer mal wieder gegenseitig, planen Projekte gemeinsam”, erzählt Paulina Rösel. Die Anne-Frank-Ausstellung haben vor allem die neuen Mitglieder aus der neunten Klasse organisiert. „Unsere Zehntklässler haben einen anderen Schwerpunkt gewählt: Die Flüchtlinge in Parchim”, verdeutlicht Gerd Vorhauer. Erst vor wenigen Wochen haben sich die Schüler mit Syrern im Flüchtlingsheim in Parchim getroffen. „Wir wollen auch etwas von ihrer Geschichte lernen”, sagt Paulina Rösel.
Kontakte knüpfen, Vorurteile abbauen, sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen – all das sind Ziele, die sich die SoR-Gruppe am EGL auf die Fahnen geschrieben hat. Die Arbeit soll weitergehen – von einer Schüler-Generation auf die andere übertragen werden. Deshalb engagieren sich auch Lea und Paulina in der Gruppe – und sind daran bereits gewachsen. Auch die Anne Frank-Ausstellung soll zum Vorurteile abbauen beitragen. „Das ist einmal Geschichte ganz anders – von Schülern für Schüler“, erläutert Lea Henke noch einmal.
Sabrina Panknin