17. Dezember 2010

Stromsparer sollen FSJ-lern helfen

Sie möchten verhindern, dass Johann Dühring und Christoph Herrmann, die beide seit diesem Schuljahr ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) als Zivildienstersatz an der Schule leisten, das Aus droht.

Hintergrund: Das Bundeskabinett hat beschlossen, die Wehrpflicht zum 1. Juli kommenden Jahres auszusetzen. Damit einher geht auch eine Novellierung des Zivildienstes. Dies wiederum hat Folgen für FSJs, die als Zivilersatzdienst geleistet werden. „Schon vor der Abschaffung des Wehrdienstes wurden die Finanzierungsregeln geändert. Das kam für uns überfallartig“, erklärt Gerd Vorhauer, stellvertretender Vorsitzender des Schulfördervereins. Plötzlich stand kein Geld mehr für den Freiwilligendienst zur Verfügung. „Bei großen Trägern solcher Stellen wurde eine Übergangslösung gefunden“, erklärt Vorhauer. Kleinere Träger aber – wie der Kinderring Berlin, der das FSJ am Lübzer Gymnasium ermöglicht – hätten nun das Nachsehen. „Uns fehlen somit 440 Euro monatlich für die FSJ-ler“, sagt Vorhauer. Gespräche mit Arbeitsagentur und Landesministerien blieben erfolglos, auf Förderanfragen hagelte es Absagen. Deshalb ergreifen Förderverein und Elternschaft nun selbst die Initiative. Mit einer Spendenkampagne möchten sie die FSJ-Stellen von Christoph und Johann sichern. Die Idee: Energiesparer aus der Region sind gefragt. Wer zum Stromanbieter „optimalgrün charity ökostrom“ wechselt, erhält von diesem dafür eine Prämie, die der Energieversorger an einen Verein nach Wahl auszahlt. Erklären sich nun Firmen und Privatpersonen bereit, ihre Wechselprämie dem Lübzer Schulförderverein zu spenden, könnte dieser die FSJ-ler damit finanzieren. Die eigenen Geldreserven hat der Förderverein indes bereits restlos mobilisiert, bis Januar ist die FSJ-Bezahlung dadurch gesichert. „Es ist kein Geld mehr übrig für irgendetwas anderes“, verdeutlicht Gerd Vorhauer. Wie die FSJ-ler im zweiten Schulhalbjahr finanziert werden sollen, ist derzeit noch völlig offen. Eine Lösung muss schnell gefunden werden. „Uns brennt die Zeit unter den Nägeln“, sagt Elternvertreterin Jacqueline Ahrens. Denn kann sich die Schule die FSJ-ler nicht weiter leisten, müssen sich Johann und Christoph eine neue Zivi-Stelle suchen. Um die geforderten acht Monate dann noch bis zum Studienbeginn im Herbst zu schaffen, müssen die Beiden bis Jahresanfang wissen, woran sie sind.

Wie wichtig die FSJ-ler für den Ganztagsschulbetrieb sind, verdeutlicht Schulleiterin Franka Waburg: „Sie sind eine extreme Bereicherung. Wir sind stolz darauf, das wir es geschafft haben, FSJ-Stellen an unserer Schule einzurichten.“ Neben der Plauer Schule ist das Lübzer Gymnasium die einzige Bildungseinrichtung im Land, die FSJ-ler beschäftigt. „Die Stellen sind unverzichtbar“, betont auch Gerd Vorhauer. Ob Pausenbetreuung, Schulmilchverkauf, Freitzeitkurse oder die Organisation von Veranstaltungen wie dem Band-Abend – aus dem Ganzschulalltag sind die FSJ-ler kaum mehr wegzudenken. „Es ist schön, wenn man immer einen Ansprechpartner hat“, sagt Schülerin Anika Weisbrich. Ob in Freistunden oder Pausen – Johann und Christoph helfen gern, auch über den Schulalltag hinaus. Selbst am Abend unterstützen sie Schüler bei Hausaufgaben und haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Das kommt an. „Die beiden sind eben keine Lehrer und können den Schülern anders gegenüber treten“, verdeutlicht Jacqueline Ahrens. Die neuste Idee der FSJ-ler: Das Schulradio. „Das ist unser großes Projekt für das nächste Jahr“, sagt Johann. In den Hofpausen sind witzige Beiträge und Musik per Lautsprecher in der ganzen Schule zu hören. Doch findet sich keine Lösung für das Finanzierungsproblem der FSJ-Stellen, findet die Sendung ein jähes Ende. Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft hoffen deshalb auf die Spendenbereitschaft von Bürgern und Firmen aus der Region.

Wer dem Schulförderverein und den beiden FSJ-lern helfen möchte, kann sich bei Gerd Vorhauer melden. Er ist über die Schule oder per E-Mail an mvorhauer@eldenburg.mv.lo-net.de zu erreichen.

Das Lübzer Gymnasium will an den FSJ-Stellen festhalten. „Von uns aus wird es die Stellen ewig geben. Nur ob wir das finanziert bekommen, das ist eine andere Frage“, sagt Gerd Vorhauer. Ein entsprechendes Finanzierungskonzept steht noch aus.

Quelle: Schweriner Volkszeitung

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