15. September 2018

Selbstbewusst dank Ehrenamt (svz 15-09-2018)

„Jugend im Ehrenamt“– heute: Gastführerin Henriette Schröder überwand ihre Schüchternheit und zeigt Besuchern ihre Heimatstadt

Fremdenführerin Henriette Schröder

So einen Turm habe nicht jeder Ort, in seiner Mitte zu stehen, sagt die junge Fremdenführerin Henriette Schröder. Foto: Franziska Gutt

Franziska Gutt Lübz Immer mehr Jugendliche engagieren sich freiwillig. Das tun sie nicht für Geld, sondern für Spaß und Anerkennung. Hierfür haben die Heranwachsenden zahlreiche Möglichkeiten: Senioren vorlesen, bei der Feuerwehr oder in einer politischen Organisation aktiv sein, sich um den Naturschutz kümmern oder sich als Klassensprecher für Mitschüler einsetzen. Ziel ist es, sich für das Gemeinwohl einzubringen. Wir stellen in dieser Woche Jugend im Ehrenamt vor. Heute: Henriette Schröder engagiert sich als Fremdenführerin.

Ein bisschen mehr aus sich herauskommen, das habe die 17-jährige Henriette Schröder vor einigen Jahren angetrieben, sich auf die Stelle als ehrenamtliche Gastführerin für die Eldestadt zu bewerben. „Weil ich, als ich noch jünger war, so schüchtern gewesen bin und auch einmal etwas Neues ausprobieren wollte, habe ich mich dann als Stadtführerin ausbilden lassen“, so die Gymnasiastin.Ihre zurückhaltende Art konnte Henriette von Mal zu Mal ablegen. Sie ist stolz auf sich, dass sie inzwischen ganz unaufgeregt vor anderen Menschen sprechen kann. Das mache sich zum Beispiel auch in der Schule bemerkbar, da sie mittlerweile in aller Gelassenheit Referate halten könne. „Ich habe keine Angst vor Vorträgen“, sagt sie. Dann nennt sie einen weiteren Grund, weshalb sie gern Gastführerin ist. „Es ist cool, für den alten Turm zuständig zu sein“, meint sie und wirft einen Blick auf das Lübzer Wahrzeichen, in dessen Nähe sie gerade sitzt.

Henriette Schröder hat Spaß daran, Touristen ihre Heimatstadt zu zeigen und ihnen Wissenswertes über die damalige Eldenburg, dem Rathaus, der Stiftskirche und der ehemaligen Mühle zu berichten. Doch der geschichtsträchtige Wehrturm inmitten der Stadt ist einer ihrer Lieblinge unter den Sehenswürdigkeiten in Lübz. „Der Amtsturm ist etwas ganz Besonderes. Andere Orte haben nicht einfach einen Turm in der Innenstadt stehen. Da können wir Lübzer stolz drauf sein“, so Henriette.

Das Wissen über die Geschichte der Stadt bekam sie von Ilona Paschke, Mitarbeiterin im Verein Lübzer Land, übermittelt. Der Verein ist Träger verschiedener öffentlicher Einrichtungen wie beispielsweise des Stadtmuseums, das im alten Amtsturm beheimatet ist. Bis zu dreimal am Tag führt Henriette Besuchergruppen die schmale Wendeltreppe hinauf. Nicht nur sie sei es, die dann von früher erzähle. „Viele ältere Leute erinnern sich an die Vergangenheit und erzählen, was sie erlebt haben. Es ist immer interessant, neue Leute und neue Geschichten kennenzulernen“, sagt die Elftklässlerin. Anders als einige ihrer Altersgenossen, habe Henriette kein Problem damit, in einer Kleinstadt zu Hause zu sein. „Die Stadt hat von allen ein bisschen was. Ein Fluss, einen alten Turm, die Brauerei, um einige Beispiele zu nennen. Lübz ist kein Dorf und keine Großstadt. Das passt“, sagt die Jugendliche. Die Vorliebe für ihre Heimatstadt ist eine wertvolle Voraussetzung, um Fremden die historischen Fakten über Lübz näherzubringen. Kleinere Besuchergruppen, wissbegierige Kinder oder Personen, die sie kennt – das wären Idealbedingungen, unter denen ihre Arbeit besonders Spaß bringe. Auch nicht so schöne Momente können manchmal der Fall sein, verrät Henriette: „Einmal führte ich eine größere Gruppe mit älteren Leuten durch das Museum. Ich glaube, sie feierten einen Geburtstag. Jedenfalls war es wirklich schwer, mir Gehör zu verschaffen. Ich musste öfters lauter werden, damit sie mir zuhören.“

Ihren Job als Fremdenführerin macht die Schülerin ausschließlich in der Hauptsaison und dann nur am Wochenende. Für dieses Jahr habe sie bereits ihre letzte Führung hinter sich.

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