30. Mai 2015

„Schule ist für Schüler da” (SVZ 29-05-15)

Das Eldenburg-Gymnasium Lübz präsentiert beim Netzwerktreffen Lehrern anderer Schulen ihr Konzept der Ganztagsschule

LÜBZ

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Beim Rundgang durch die Schule erfahren die Lehrer noch einiges mehr über das Konzept am EGL.
Foto: sabrina panknin

Was ist guter Unter­richt? Mit dieser Frage be­schäftigt sich nicht nur John Hattie, ein neuseeländischer Bildungsforscher der Univer­sity of Melbourne, sondern auch Torsten Schwarz, Schul­leiter des Lübzer Eldenburg-­Gymnasiums. Beim Netz­werktreffen „Qualitätsent­wicklung und Evaluation in der Ganztagsschule” organi­siert durch die „Serviceagen­tur ganztägig lernen MV” tau­schen sich Lehrer unter­schiedlicher Schulen aus, be­richten von ihrem Alltag, von ihrem Schulkonzept. Allen Lehrern, die bei diesem Netz­werktreffen am Tisch sitzen, geht es um eines: Guten Un­terricht machen und allen Schülern eine Chance geben. Denn „Schule ist für Schüler da, nicht für Lehrer”, sagt Torsten Schwarz. Doch bis das Eldenburg-­Gymnasium an diesem Punkt angelangt war, war es ein langer Prozess. „Es hat viele Diskussionen im Lehrerkol­legium gegeben”, führt Tors­ten Schwarz weiter aus. Das kennt auch Dr. Matthias Schöpa, stellvertretender Schulleiter des Gymnasialen Schulzentrums Barth. „Wir achten bei unseren Neuein­stellungen schon darauf, ob die Lehrer unsere Philoso­phie mittragen oder nicht”, fügt Dr. Matthias Schöpa hin­zu.

Genauso wie das EGL in Lübz verfolgt das Gymnasiale Schulzentrum in Barth das Konzept einer Ganztags­schule. „Unsere Schüler sol­len ohne Hausaufgaben nach Hause gehen können”, erläu­tert Franka Waburg, stellver­tretende Schulleiterin des Lübzer EGL. Dafür gibt es am Gymnasium die sogenannte „SOL”-Zeit, die studienorien­tierte Lernzeit. Während die­ser Zeit lernen die Jungen und Mädchen vor allem eines: Selbstständigkeit. Denn in diesen Block fällt auch die 45­minütige Mittagspause. Doch die Schüler des Eldenburg-­Gymnasiums müssen sich selbst organisieren und pla­nen, wann sie ihre schrift­lichen Aufgaben erledigen. Hier bietet das EGL ein weiteres Angebot: die Rück­kopplung mit einem Fachleh­rer. „Wir haben extra Räume für die SOL-Zeit”, verdeut­licht Franka Waburg ihren Gästen. „Hier sind immer Lehrer vor Ort, mit denen sich die Schüler austauschen können. Und es wird ange­nommen. Vielmehr fallen den Schülern die Verände­rungen leichter als den Leh­rern”, sagt sie weiter.

Ein weiteres Mittel gibt es noch am Eldenburg-Gymna­sium: die sogenannte Feed­back-Kultur. Hier bekommen nicht nur die Schüler Rück­meldung von ihren Lehrern, sondern auch die Schüler be­urteilen ihre Fachlehrer. Nur so könne guter Unterricht entstehen, der am EGL in 80­minütigen Blöcken erfolgt. „Vom Frontalunterricht sind wir weit entfernt, unsere Schüler gestalten die Unter­richtsstunden mit und wir geben ihnen das Material dafür an die Hand”, sagt Torsten Schwarz.

Vom Konzept des Lübzer Gymnasiums sind die Gast-Lehrer angetan, begeistert. Überlegen, wie sie es an ihren Schulen umsetzen können. Genau darauf zielt ein sol­ches Netzwerktreffen durch die „Serviceagentur ganztä­gig lernen MV” ab. „In regel­mäßigen Abständen machen wir diese Treffen”, verdeut­licht Norma Grube von der Serviceagentur. „Das Eldenburg-Gymnasium war bereits eine Netzwerkschule, hatte aber zwischendurch pausiert. Jetzt sind wir auf die Schule zugegangen”, sagt Norma Grube weiter.

Doch nicht nur die Gast‑Lehrer von Schulen aus Schwerin, Barth oder Rastow nehmen aus diesem Treffen      etwas mit, sondern auch Torsten Schwarz und Franka Waburg. Am Gymnasialen Schulzentrum Barth bekommt jeder Neuling einen Betreuer an die Hand. „Somit fällt der Einstieg in eine neue Schule viel leichter. Das ist ähnlich wie bei Referendaren, die wir unendlich wichtig fin­den”, sagt Matthias Schöpa. Auch die Zukunft hat der stellvertretende Schulleiter aus Barth immer im Blick. „Wir schauen, welcher Lehrer demnächst in den Ruhestand wechseln könnte. Dann ver­suchen wir explizit für diese Fächer Lehrer zu finden und einzustellen.”

Organisation ist alles. An Ganztagsschulen, wie auch an anderen. Aber vor allem ist eines wichtig: Die Lehrer müssen die Veränderungen wollen. „Es ist ein Lernprozess. Doch die Schüler haben sich verändert, dann müssen wir das ebenfalls”, erklärt Franka Waburg.

Sabrina Panknin

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