Schön, dass du bei uns bist – 11000 Kilometer bis zur Familie (svz 06-03-2019)
Bolivianerin Sofia Moreira Balderrama ist zurzeit Austauschschülerin am Eldenburg Gymnasium Lübz
Eine von acht Glücklichen
Als Sofia im Alter von 15 Jahren zu Hause den Wunsch äußerte, dass sie gerne ein Austauschjahr absolvieren möchte, fand ihre Mutter, dass sie dafür noch zu jung sei. Ein Jahr später sah die Sache schon etwas anders aus. Ihr Onkel, Mitglied im städtischen Rotary Club, unterstütze sie in ihrem Vorhaben und hatte die Idee, sie über den Club nach Deutschland zu bringen. Allerdings musste die Teenagerin erst einmal den harten Auswahlprozess überstehen. Sofia sagt: „Es ist es sehr schwierig, einen Austausch zu machen.“ Insgesamt hätten sich damals 55 Schüler für ein Austauschjahr beim städtischen Rotary Club beworben. Der lasse jedes Jahr aber nur acht Bewerber zu. Nachdem 15 Schüler in die engere Auswahl gekommen waren, mussten sie in diversen Tests unter anderem ihr gutes Englisch und Wissen über Bolivien nachweisen, denn die Verantwortlichen legen Wert darauf, dass die Schüler ihr Heimatland im Ausland gut repräsentieren. Am Ende gehörte Sofia zu den acht Glücklichen.
Nach einem zweiwöchigen Deutsch-Schnellkurs trat sie im August schließlich ihre Reise nach Deutschland an und kam nach einem Marathon von 18 Stunden in Hamburg an, von wo es nach Parchim ging. Dort besuchte die 17-Jährige anfänglich auch für gut einen Monat das Gymnasium. Um dem Unterricht bestmöglich folgen zu können, fragte sie gemeinsam mit zwei weiteren Austauschschülern bei der Schule nach extra Deutschunterricht an. Dem konnte die Schule allerdings damals auf Grund von Lehrermangel nicht nachkommen. Eine Freundin empfahl ihr daher das Lübzer Gymnasium, weil dort eine andere Austauschschülerin mit einer Spanischlehrerin in der Vergangenheit gute Erfahrung gemacht habe. Bei einem Gespräch des Rotary Clubs mit Schulleiter Torsten Schwarz wurde schnell eine Lösung gefunden, so dass Sofia auf das Eldenburg Gymnasium kam. Dort nimmt sie nun ganz normal an allen Kursen teil und erhält zusätzlich dreimal in der Woche extra Deutschstunden von Lehrerin Annemarie Witte.
Medizinstudium geplant
Trotz der ständigen Fortschritte und ihrer bereits guten Deutschkenntnisse ist es für Sofia nach wie vor schwierig, die Unterrichtsinhalte vollständig zu verstehen. Aus diesem Grund nimmt sie regelmäßig ihr Smartphone zu Hilfe, um bestimmte Wörter zu übersetzen. In ihrer Freizeit schaut sie zudem Videos in Spanisch, die das ein oder andere erklären. Wenn Sofia Anfang Juli nach Bolivien zurückkehrt, steht zunächst ein weiteres Schuljahr an. Nach ihrem Abschluss möchte sie gerne Medizin studieren. Sie sagt: „Weil der Numerus Clausus in Deutschland sehr hoch ist, werde ich vielleicht erst einmal in Bolivien oder Australien studieren.“ Im Anschluss möchte sie dann ihre Facharztausbildung in Deutschland dranhängen.