20. November 2013

Opfern ihre Würde zurückgeben, Schmerz der Hinterbliebenen teilen (SVZ)

Eindrucksvolle Totenfeier am Gedenkstein im Lübzer Stadtpark / Mahnende Worte von Pastor Enrico Koch und Bürgermeisterin Gudrun Stein
Immer noch stehen Mahnmale in vielen Kommunen und erinnern an die Schrecken des 2. Weltkriegs. Die meisten von ihnen listen die Namen von Gefallenen auf und geben den Hinterbliebenen damit einen Ort, wo sie trauern können. Der Gedenkstein im Lübzer Stadtpark steht als Mahnmal für alle Kinder, Frauen, Männer, Soldaten, Gefangenen, Verfolgte n und Widerstandskämpfer, die im Zusammenhang mit Krieg en oder ihren Folgen ihr Leben lassen mussten. Aber er erinnert auch an die Menschen, die Opfer von Terroranschlägen wurden oder an die Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan starben. „Wir trauern auch um die Opfer unserer Zeit“, betonte Bürgermeisterin Gudrun Stein in ihrer Ansprache beim Totengedenken. Wie zeitgemäß dieser Gedanke sein kann, stellten drei Zwölftklässler des Lübzer Eldenburg-Gymnasiums unter Beweis. Saskia Lemcke, Sandra Rusch und Martin Korup legten ein Blumengebinde nieder.Nicht erst, seit ihr Gymasium als „Schule gegen Rassismus“ ausgezeichnet wurde, beschäftigen sie sich mit den Stammbäumen ihrer Familien. „Wenn einer meiner Vorfahren durch seinen Tod eine Lücke hinterlassen hat, beschäftigen wir uns offen mit den Ursachen“, erklärt Martin Korup. Wenn er und seine Klassenkameradinnen im Frühjahr 2014 ihr Abitur machen, ist das Projekt „Schule gegen Rassismus“ nicht beendet. „Es bleibt ein Dauerthema: Die achten Klassen sind bereits eingestiegen“, weiß Sandra Rusch.

Für Pastor Enrico Koch hat der Volkstrauertag auch in Zeiten des Friedens seine Berechtigung – „selbst, wenn die Hoffnung auf Frieden für die Hinterbliebenen zu spät kommt“. Das Totengedenken sei eine gute Gelegenheit, Kriegsopfern ihre Würde zurückzugeben und zu bewahren.

Den Opfern sei seitens der Politik suggeriert worden, dass Kriege um vermeintlich Höheres geführt würden, weshalb es auf ein einzelnes Menschenleben nicht ankomme. „Doch wir dürfen nicht das Breitschlagen als Machtmittel herbeireden“, forderte der Geistliche. Es müsse jedem bewusst sein, was er tue, wenn er über Krieg oder Frieden zu entscheiden habe.

Die Totenfeier wurde musikalisch vom Elde-Blasorchester Parchim-Lübz umrahmt. Außer dem Gymnasium und der Stadt Lübz legten auch Delegierte der Feuerwehr und der im Stadtparlament vertretenen Parteien Blumengebinde am Gedenkstein nieder und verharrten in Ehrfurcht.Horst Kamke

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