“Mein Licht geht auf und leuchtet“ (svz 19-12-16)
Zum 15. Mal lud der Chor des Eldenburg-Gymnasiums mit seiner Leiterin Konstanze Zielke zum vorweihnachtlichen Konzert in die Stadtkirche Lübz – und sehr viele kamen. Bis auf den letzten Platz waren die Bankreihen parterre und auf der Empore in der nicht eben kleinen Kirche besetzt. Das Chorkonzert zu Weihnachten also ein eingespieltes Vorhaben mit großer Fan-Gemeinde, eine „Schulinstitution“? Jedenfalls ein Ereignis im späten Advent, das eindrucksvoll von der ganzen Schulgemeinschaft und darüberhinaus wahrgenommen wurde und sich so erfolgreich in Lübz schon seit Jahren wiederholt, wie – wie zu erfahren war. Zeitig also musste man in die Kirche pilgern, um noch einen Platz zu finden.
Wenn wir uns erinnern: Im Schulchor mitzumachen war nicht unbedingt aller Schüler Traum. Der Chor des Eldenburg-Gymnasiums aber zählt derzeit 85 Sängerinnen und Sänger. Das spricht für sich. Eindrucksvoll war bereits das Bild, das sich ergab, als die große Schar in ihren hellblauen Shirts mit dem Eldenburg-Emblem darauf in den Chorraum geströmt war und sich dort ordnete. Gleiches gilt für das sehr kurzweilig aufgebaute Programm des Abends insgesamt, das zunächst im Dunklen begann: Die Chormitglieder, brennende Kerzen in den Händen, sangen „Laudate omnes gentes“ (Jaques Berthier) nach einem biblischen Psalmtext. Nacheinander setzte Chorleiterin Konstanze Zielke im Eröffnungsstück die verschiedenen Stimmen ein, bis am Ende dann die dunkleren männlichen Stimmlagen erklangen.
Die Konzentration des Chors und des Publikums war hoch. Jede Darbietung, auch die der Solisten (unter anderem Mitglieder der „Lübzer Kammermusikgruppe“) erntete starken Applaus. Gesangliche Höhepunkte waren etwa der Kanon „Mein Licht geht auf und leuchtet“, den Chor und Zuhörerschaft gemeinsam bestritten, und der Vortrag der Schülerin Maria Steffen, die ein bekanntes Weihnachtslied in sehr hellem Sopran solo (und mutig!) von der Kanzel aus vortrug. Ein instrumentales Duett demonstrierte ebenfalls Schülerkönnen am Einzelbeispiel: Julian Apsel, gleichzeitig Chormitglied, bewies seine Fähigkeiten auf der Violine im gemeinsamen Spiel mit Sigrun Haß (Viola).
Zum gelungenen Mix des Konzerts leisteten auch die lebhaften Vorträge von zeitgenössischen Weihnachtsgeschichten, in denen Witz oder Pointe von den Schülern sehr schön herausgearbeitet wurden, ihren Beitrag. Den immateriellen Sinn des Festes in seinem Widerspruch zum allgemeinen Weihnachtsgebaren brachte eine der Geschichten paradox auf den Punkt: Eine Passantin erblickt in der Auslage eines Geschäfts eine Bibel und kommentiert, dass man heutzutage ja in alles die Bibel hineinziehen müsse, selbst ins Weihnachtsfest.
Souverän führte die Chorleiterin, Musik- und Lateinlehrerin am Lübzer Gymnasium, ihre Schar durch das 20 Stücke zählende Programm. Vor 15 Jahren gründete sie den Schulchor und ist seitdem offenbar auf Erfolgskurs. Einen Chor zu leiten, verrät sie im Gespräch, sei auch ein Herzenswunsch gewesen, der viel mit ihrer persönlichen Geschichte zu tun habe, denn auch der Vater war Chorleiter. Ein Stück Familiengeschichte also, aber es ist auch eine Geschichte, die zu belegen scheint, wie sehr die authentische Begeisterung eines Lehrers für sein Fach junge Menschen überzeugen, anstecken kann. Im Prinzip scheiden die Chormitglieder wegen des Abiturs nach der elften Klasse aus der Sangesgemeinschaft aus. Dass dieser Abschied, der auch ein Abschied von der Chorleiterin ist, nicht leicht fällt, demonstrierten die innigen Dank- und Abschiedsworte am Ende des Konzerts, vorgetragen von einer Schülerin. Und einen kleinen Moment lang zeichnete sich im Gesicht der Lehrerin ab, dass auch sie eine Abschiedsträne geweint hätte, wäre sie nicht noch dem Ablauf des Programms verpflichtet gewesen.