1. Juni 2011

Lübzer Schüler probieren sich als Eltern auf Zeit

Die Stunde der Wahrheit: Barbara Guth (r.) zeigt Achtklässlerin Christin Riederich ihr Ergebnis von der Babybedenkzeit.

Statt Freunde treffen, fernsehen oder lange ausschlafen, stand für die 15-jährige Jennie Springer in den letzten fünf Tagen Babypflege auf dem Programm. Die Schülerin des Eldenburg-Gymnasiums hat- ebenso wie fünf ihrer Klassenkameraden – an dem DRK-Projekt “Babybedenkzeit” teilgenommen.

Jedes der Mädchen kümmerte sich fast eine Woche lang um eine computergesteuerte Babypuppe, die wie ein echter Säugling schreit, Hunger hat und in die Windel macht. “Ihr Kind” mussten die Schülerinnen rund um die Uhr betreuen und pflegen. Ein integrierter Computer zeichnete dabei auf, wie das Baby versorgt wurde. “Ziel der Bedenkzeit ist es, dass Jugendliche sehen, wie anstrengend die Pflege um ein Kind ist”, sagte Barbara Guth von der DRK Schwangerschaftsberatung in Sternberg. Sie stellt gerade das Projekt in der Jahrgangsstufe acht des Eldenburg-Gymnasiums vor.

Ein besonders spannender Moment der “Babybedenkzeit” ist, wenn die Mütter – oder Väter auf Zeit – das Ergebnis ihrer Pflege bekommen. Auch Jennie und ihre Mitschülerinnen fieberten diesem Augenblick entgegen. “Es gibt keine 100-prozentigen Mütter”, beruhigte Barbara Guth im Vorfeld. Die Ergebnisse der Lübzer Schüler waren jedoch durchweg positiv: Die Auswertung ihrer integrierten Chips ergab, dass sich alle richtig um ihr “Baby” gekümmert haben.

Auch das Feedback der Teilnehmerinnen war gut, selbst wenn sie froh waren, das Baby wieder abzugeben. “Es war schon süß, aber ein Kind wäre jetzt noch nichts für mich. Man muss sich immer darum kümmern, dazu bin ich noch zu egoistisch”, resümierte Christine Riederich (15). Auch Jennie hat das Projekt gefallen: “Es war eine gute Erfahrung. Mein Baby war das Liebste von allen. Es war ruhig und ich konnte nachts meist durchschlafen”, sagte sie. Dennoch ist sich die Schülerin sicher, dass sie jetzt noch kein Kind möchte: “Ich will erst die Schule fertig machen und danach studieren. Ich möchte erst einmal mein Leben leben und dann an Kinder denken.” Svenja Schmidt (14) freute sich, dass die “Babybedenkzeit” vorbei war: “Ich bin froh, dass ich das Baby wieder abgeben und endlich wieder eine Nacht richtig schlafen kann. Man ist immer schon so unruhig eingeschlafen, weil man wusste, dass das Baby nachts schreit.” Auch für die 14-jährige Julie Wöhl war es eine anstrengende Woche: “Am Tag war es Okay, aber abends war es schlimm. Oft musste ich noch was für die Schule machen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren, weil das Baby so oft geschrien hat”, sagte sie.

Quelle: Schweriner Volkszeitung

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