8. Dezember 2014

„GLUE“ macht Eltern neugierig (SVZ)

Eldenburg-Gymnasium Lübz stellt anlässlich des Tages der offenen Tür interessierten Eltern Konzeption und Organisation der Schule vor
Lübz

Alle Jahre wieder – heuer sogar zum Nikolaustag – öffnen Schulen ihre Türen, um Eltern in Intentionen und Konzepte einzuweihen. So verlief für die Eltern und andere Besucher der diesjährige Nikolaustag weniger kuschelig, als vielmehr intellektuell anspruchsvoll. Zu dergleichen Schulveranstaltungen laufen üblicherweise auf Stellwänden und in Power-Point-Vorträgen per Mindmaps und in anderen Schaubildern so viele Informationen in Kurzform zusammen, dass man sich unversehens in einem Begriffswald wiederfindet.

lm Foyer empfing die Besucher zunächst verlockender Duft nach Crèpes. Und rechts des Eingangs stieß man auf den Tisch einer Tombola: Jedes Los nur ein Euro. Jedes Los gewinnt. Auch das verführerisch, aber die Gäste wollten sich ja informieren. Da erblickten sie die erste Info-Stellwand und fanden Lehrer, die sich sehr freundlich als Scouts betätigten. Bald war klar: Dieser Tag wurde sorgfältig vorbereitet. „Es ist vor allem ein Tag für die Eltern der künftigen Siebtklässler, die zu uns wechseln“, sagte Franka Waburg, Mathe-, Chemie und Informatiklehrerin. „Sie müssen sich für ihre zweite Fremdsprache entscheiden, zur Wahl stehen Französisch und Latein.“ Allerdings hatte die stellvertretende Schulleiterin es ausnahmsweise eilig, sie musste zum zentralen Vortrag in die Turnhalle, Beginn Punkt 11.15 Uhr.

Hier nun war unter anderem zu erfahren, dass ein neuer Stern am Pädagogenhimmel aufging, an dem „niemand vorbeikommt“. Sein Name: John Hattie. Der Neuseeländer vertraute auf die empirischen Ergebnisse von 50 000 Einzeluntersuchungen der letzten Jahre und führte sie zu einem überraschenden Ergebnis zusammen, verkürzt gesagt: Es kommt im Fall erfolgreichen Lernens nur auf die „leidenschaftliche und hochempathische Lehrerpersönlichkeit“ an, weder auf kleine Klassen noch auf offenen Unterricht, also auch nicht auf die von den Ministerien fleißig von außen her oktroyierten Unterrichtsmodelle, die erfolgreiches Lernen strukturell erzielen wollen, möchte man hinzufügen.

Aber – Hattie hin oder her – Schulleiter Torsten Schwarz, auf Kreisebene zum „Lehrer des Jahres 2014“ gekürt, und das Kollegium gehen ihren eigenen Weg. Auf Leistung, das wurde immer wieder deutlich, wird abgehoben. Auf ihrem Weg von 2015 bis zum Abitur 2021 sollen die künftigen Siebtklässler durchaus zu „Leistungsträgern der Gesellschaft“ und „studierfähig“ werden, aber der Pauker ist out. Das EGL präsentierte sich glaubwürdig als innovative Schule mit einem hochmotivierten Kollegium. Wesentlich, auch an der Zeichnung eines großen Auges auf einer der Stellwände nachzuvollziehen, ist die Feed-back-Kultur an dieser Schule. Die Auffächerung des Unterrichtstages sieht außerdem eine hygienische Rhythmisierung vor, unter anderem 80-minütigen Blockunterricht und allenfalls drei Fächerwechsel pro Tag, Hausarbeiten werden in der Schule nach dem SOL-Verfahren gemacht und schließlich gibt es noch GLUE…

SOL nun bedeutet, dass die Schüler ihre schriftlichen Aufgaben – nicht das Lernen – in der Schule ableisten und zwar 100 Minuten pro Woche, die sie sich jeweils von aufsichtführenden Lehrern quittieren lassen müssen. Und GLUE, das geheimnisvolle Kürzel, steht für die zeitweise Auflösung des Fachunterrichts. Die Eltern erfuhren, dass in den sogenannten Konzeptklassen hohe Schüleraktivität gefordert und gefördert wird. Daher soll hier auch das Lernen gelernt, sollen Schüler mit Methoden vertraut gemacht werden und fächerübergreifend arbeiten…

Monika Maria Degner

Kommentare sind geschlossen.

zurück