20. August 2018

Die Welt ist mehr als nur Europa (svz 20-08-2018)

Rotaryclub Parchim sorgt für Schüleraustausch rund um den Globus / Erfahrungen und Freundschaften fürs Leben

Carlo Ihde Plau am See/Parchim

Austauschschüler 2018 b

Schüler aus der Region und aus aller Welt bringt der Rotary Club Parchim miteinander in Austausch. Die neuen Gastschüler wurden am Sonnabend in der Plauer Marina in großer Runde zum neuen Schuljahr begrüßt.
Foto: carlo Ihde

Das Schuljahr beginnt heute für vier Jugendliche an den Parchimer und Lübzer Gymnasien deutlich anders als gewohnt: Nämlich tausende Kilometer entfernt von zu Hause. Möglich macht das der Rotary Club Parchim. Nicht alleine. Hinter dem Namen Rotary stehen Clubs weltweit, die nahe Kontakte pflegen, mit viel ehrenamtlichem Engagement dazu beitragen, dass verschiedene Enden der Welt sich ein bisschen besser kennenlernen und soziale Projekte mit Leben gefüllt werden. Am Sonnabend sind die vier jungen Gäste aus Übersee bei bestem Wetter in Plau am See von ihren Gastfamilien, zukünftigen Lehrern und den Rotariern offiziell begrüßt worden. Martin Doller, Jugenddienstbeauftragter der Parchimer Rotarier ist sichtlich stolz: „Wir hatten noch nie vier Gastschüler gleichzeitig.“ Die Schülerinnen und Schüler kommen aus Brasilien, Bolivien, Taiwan und aus den USA.

Aus dem amerikanischen Bundesstaat Michigan kommt Makenzie. Vor etwa zwei Wochen ist die 16-jährige in Deutschland gelandet und freut sich auf die spannende Zeit mitten in Mecklenburg. Bisher war sie mit ihrer deutschen Gastfamilie schon auf zahlreichen Gartenpartys. Ein Besuch in Berlin und der Blick auf Checkpoint Charly habe sie sehr beeindruckt. Der schwerste Moment? „Ja“, sagt sie in breitem amerikanischen Englisch, „die Sprache. Ich verstehe zwar viel, aber mir fehlt oft noch die Grammatik, um Sätze zu bilden.“ Und dann schwenkt sie ins Deutsche: „Ich bin Makenzie“, das könne sie sagen, sowie „Pommes und Mayo“. Sie schmunzelt kurz, lässt aber keinen Zweifel daran, dass sie sich schnell einleben wird. Deutsche Klischees kenne man aus Amerika. Aber tatsächlich mal auf einer Autobahn zu fahren, sei eine interessante Erfahrung gewesen. „Wir sind mit knapp 200 Kilometern pro Stunde gefahren. Ich bin so etwas nicht gewöhnt. In Amerika ist die Geschwindigkeit auf den Highways nicht offen. Ich hab das meiner Familie erzählt und sie meinten, das sei irgendwie verrückt“, sagt Makenzie lächelnd. Bergit Schappler vom Parchimer Friedrich-Franz-Gymnasium brachte kleine Schultüten zur symbolischen Begrüßung für die Austauschschüler mit. Die Koordinatorin für die Sekundarstufe II kann aus Erfahrung nur positiv über den Austausch der Rotarier berichten. „Die Gastschüler können am Ende des Jahres zumeist alle sehr gut deutsch und haben jede Menge neue Freunde gewonnen. Hier bleibt keiner allein“, so Schappler. Einen Gast zu haben, wirke sich zudem förderlich auf die Klassenverbände aus. „Die Mitschüler sind sehr bemüht, ihre Englischkenntnisse anzuwenden“. Dabei werde Wissen und Können verfestigt.

Wie aus ersten Erfahrungen einer anderen Kultur Eindrücke fürs Leben werden, das erzählt Christin Kücken aus Lübz. Im vergangenen Jahr machte sie am Eldenburg-Gymnasium ihr Abi mit 1,0 und hat sich für ein Jahr in Thailand entschieden. Brauchte dort allerdings nicht mehr zur Schule sondern unterrichtete selbst in einer, die in einer eher ärmeren Region liegt. Nebenbei schrieb sie sich an einer Uni ein, studierte asiatische Geschichte und Kultur. Erst kürzlich ist sie nach Deutschland zurückgekehrt. „Ich habe dort so viele Erfahrungen fürs Leben mitgenommen“, sagt sie. Ihre Perspektive auf sich und auf die berufliche Zukunft habe sich in dem Jahr in Ostasien geschärft. „Anfangs dachte ich, ich gehe zum Lehramtsstudium nach Jena. Aber durch die Arbeit in der Schule habe ich Feuer gefangen für den Entwicklungshilfegedanken und werde nun in zwei Wochen in den Niederlanden ein Studium auf internationales Lehramt für Englisch und Spanisch aufnehmen.“ Also kaum zurück in Lübz und schon wieder weg? „Ich muss wieder los. Die Welt hat so viel mehr zu bieten als nur Europa. Die Welt kann dein Zuhause sein, wenn du dich darauf einlässt“, sagt sie enthusiastisch.

Schüler aus der Region und aus aller Welt bringt der Rotary Club Parchim miteinander in Austausch. Die neuen Gastschüler wurden am Sonnabend in der Plauer Marina in großer Runde zum neuen Schuljahr begrüßt.

Foto: carlo Ihde

 

 

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