Die Königskunst des Streitgesprächs (SVZ vom 16.01.15)
Jugend debattiert: Eldenburg Schüler treten gegeneinander an / Gewinner fahren zum Regionalwettbewerb nach Wismar
„Soll sich jede Schule eine eigene Facebook-Seite einrichten?“ – mit dieser Frage startete der Endausscheid der Sekundarstufe I im Schulwettbewerb „Jugend debattiert“. Im Team Pro: Isabell Schober und Friederike Wende. Im Team Contra: Lea Henkel und Olaf Graupner. Die Spielregeln sind relativ einfach. Beide Teams haben insgesamt 24 Minuten Zeit, die Gegenseite von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Was sich erst einmal einfach anhört, folgt jedoch ganz bestimmten Regeln.
Es gibt drei Teile der Debatte. In der Eröffnungsrunde beantwortet jeder Teilnehmer in zwei Minuten die Streitfrage aus seiner Sicht. Die anschließende freie Aussprache dauert zwölf Minuten und in der Schlussrunde hat jeder Teilnehmer noch einmal eine Minute Zeit, die Streitfrage ein zweites Mal zu beantworten: diesmal im Lichte all der Argumente, die er gehört hat. „Debattieren ist kunstvolles Streiten“, so Angela Roloff vom Eldenburg Gymnasium in Lübz. „Es ist die Königskunst des Streitgesprächs. Man hört den anderen an und vertritt selbst seinen Standpunkt fair und sachlich.“ Im vorab muss von den Teilnehmern viel Arbeit investiert werden, um sich auf die Streitgespräche vorzubereiten.
Die Pro-Seite der Facebook-Debatte versuchte, mit Argumenten über die Größe des sozialen Netzwerkes oder die hohe Anzahl der Mitglieder zu punkten. Dagegen stand das Hauptargumente der Contra-Seite: die größte Gefahr von Facebook sei der Datenmissbrauch. Beide Seiten konnten sich nach 24 Minuten nicht von der jeweils anderen überzeugen lassen, doch das Ziel wurde erreicht: sachlich und fair argumentieren. „Alle haben sich super eingebracht und die Argumente wurden begründet vorgetragen“, so Sybille Zwick, die als Jurymitglied das Streitgespräch bewertete.
Insgesamt drei Jurymitglieder verfolgten den Schlagabtausch der Worte und bewerteten jeden der vier Debattanten nach den Kriterien: Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. „Danach ziehen wir uns zurück, addieren die Punkte und ermitteln die Gewinner“, so Zwick.
Das Ziel von „Jugend debattiert“ ist, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, ihren Standpunkt mitzuteilen. Sie trainieren viele Fähigkeiten, die in der Schule und im Alltag helfen. Gute Debatten sind eine Voraussetzung lebendiger Demokratie. Debattieren heißt: Stellung beziehen, Gründe nennen, Kritik vortragen – gegen- und miteinander. Debatten beantworten Fragen, wie sie sich überall stellen: in der Familie, im Beruf, in der Politik. Jedes Jahr trainieren mehr als 135 000 teilnehmende Schüler mit Jugend debattiert die gute Debatte.
Meist argumentieren die Schüler im Wettbewerb zu aktuellen Themen. So auch die vier Teilnehmer aus der Sekundarstufe II des Eldenburg Gymnasiums, die sich mit der Frage beschäftigten: „Soll für Beschäftigte des öffentlichen Personenverkehrs das Streikrecht eingeschränkt werden?“. Ein Thema, was besonders durch die Debatte um die Südbahn aktueller denn je ist. Maike Walker und Christin Kücken vertraten dabei die Pro-Seite, Philipp Huss und Kristof Bockholdt die Contra-Seite. „Dieses Streitgespräch lief schon auf einer anderen Ebene ab“, fasst Angela Roloff zusammen. Die Schüler, die in den vergangenen Jahren schon Erfahrungen im Debattieren sammelten, setzten Gesetze und Faktenargumente gezielt ein, um von ihrem Standpunkt zu überzeugen. „Sie diskutierten alle sehr lebhaft miteinander“, so die Jury. Und das erleichtere die Bewertung am Ende in keinem Fall. „Es war ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen.“ Die Gewinner der Sekundarstufe II wurden letztlich Maike Walker und Christin Kücken und aus der Sekundarstufe I Friedericke Wende und Lea Henke. Sie werden am 29. Januar am Regionalwettbewerb „Jugend debattiert“ in Wismar teilnehmen.