2. Juni 2015

Das Gestern ins Heute geholt – Anne-Frank-Ausstellung im Lübzer EGL verbindet Vergangenheit mit Gegenwart (SVZ 30-05-15)

Lübz
Zwei Tage lang haben die Schüler der „SoR“-Gruppe ununterbrochen an der Ausstellung und dem Jüdischen Abend gearbeitet.

Zwei Tage lang haben die Schüler der „SoR“-Gruppe ununterbrochen an der Ausstellung und dem Jüdischen Abend gearbeitet.

Ein junges Mädchen sitzt an einem Tisch, den Stift in der rechten Hand, sie blickt direkt in die Kamera. „Es ist für jemanden wie mich ein eigenartiges Gefühl, Tagebuch zu schreiben. Nicht nur, daß ich noch nie geschrieben habe, sondern ich denke auch, daß sich später keiner, weder ich noch ein anderer für die Herzensergüsse eines dreizehnjährigen Schulmädchens interessieren wird.“ Dies steht auf einem großen Banner im Eingangsbereich des Eldenburg-Gymnasium Lübz’, einst geschrieben von Anne Frank. Damals wusste sie nicht, dass ihre Tagebucheinträge von aller Welt gelesen, von Schülern im Unterricht behandelt werden. Damals 1942, zu ihrem 13. Geburtstag, bekommt Anne Frank ein Tagebuch geschenkt, das sie „Kitty“ nennt.

Mit Anne Frank haben sich die Schüler der Gruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, kurz „SoR“ genannt, beschäftigt. „Es ist mir eine besondere Ehre eine besondere Ausstellung heute Abend eröffnen zu dürfen“, sagt EGL-Schulleiter Torsten Schwarz bei der Eröffnung der Ausstellung und des Jüdischen Abends. Alles ist minutiös vorbereitet, das Atrium des Gymnasiums kaum wiederzuerkennen.

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„Megastolz“ sind Lehrer Gerd Vorhauer (l.) und Schulleiter Torsten Schwarz (r.) auf ihre Schüler.
Foto: s. panknin (2)

Lange Tischbahnen stehen hintereinander weg. Gäste aus Kultur und Politik, Eltern, Großeltern, Freunde und Lehrer anderer Schulen wurden eingeladen. Alles in Eigenregie durch die Schüler der „SoR“-Gruppe vorbereitet. „Es gibt nur ein Wort für die Schüler: Ich bin megastolz auf euch. Was ihr in den vergangenen Tagen geleistet und geschafft habt, ist Wahnsinn“, sagt Gerd Vorhauer, dem es anzusehen ist, wie stolz er auf seine Schützlinge ist.

Ein Jüdischer Abend – ganz zum Gedenken an Anne Frank. Eine Ausstellung, die nicht nur die Vergangenheit ins Jetzt holt, sondern die Vergangenheit auch mit dem Heute verbindet. Es kommen Menschen auf den Bannern der Ausstellung „Anne Frank – eine Geschichte für heute zu Wort“, die heute mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert werden.

Durch Anne Frank und ihre Aufzeichnungen im Tagebuch werden die Schüler motiviert, wie Ruth und Nils bei der Eröffnung des Jüdischen Abends sagen.

Durch Anne Frank und ihre Aufzeichnungen im Tagebuch werden die Schüler motiviert, wie Ruth und Nils bei der Eröffnung des Jüdischen Abends sagen.

„Ich bin ich“, sagt eine junge Frau – sie gehört zu den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens. Das ist es, womit sich die Jugendlichen des EGL beschäftigen – mit Fremdenfeindlichkeit, mit Rassismus. Dagegen wollen sie sich einsetzen. Immer wieder aufs Neue ein Zeichen setzen – auch mit der Anne-Frank- Ausstellung, die nicht nur mit jüdischem Essen untermalt wurde, sondern auch mit Jüdischer Musik, mit Klezmer. Julian Apsel streicht zart über die Saiten seiner Geige, Jeremias Waack stimmt mit ein – am Violoncello –, auch Hagen Krocker weiß seine Percussions richtig zu bedienen, Sigrun Haß und Doreen von Berg musizieren ebenfalls mit, denn sie alle sind die Kammermusikgruppe Lübz.

Die Ausstellung vom Anne-Frank-Zentrum Berlin ist noch bis zum 22. Juni im Eldenburg-Gymnasium Lübz zu sehen. Eine Ehre, wie Schulleiter Torsten Schwarz sagt, denn seine Schule ist nur eine von sehr wenigen, die diese Wanderausstellung aus Berlin gewinnen konnten. Ein Verdienst seiner engagierten Schüler. Denn sie sind es, die die Themen in der „SoR“-Gruppe setzen.

Anne Frank, ein Mädchen, das an einem Tisch sitzt, mit einem Stift in der Hand und in die Kamera schaut. Ein Mädchen, das mit 15 Jahren im KZ Bergen-Belsen stirbt. Stirbt, weil sie Jüdin war. Der niederländische Schriftsteller Abel Herzberg sagte einst: „Nicht sechs Millionen Juden wurden ermordet. Ein Jude wurde ermordet, und das ist sechs Millionen mal geschehen.“

Sabrina Panknin

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