17. März 2016

Beim Einkaufen mehr nachdenken (svz 17-03-16)

Hochwertiges Referat von drei Zwölftklässlern bei „Nachhaltigkeitsprojekt“ am Lübzer Eldenburg-Gymnasium / Lösungsansätze genannt
Lübz
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Ein tiefgründig durchdachtes Referat über den Lebenszyklus von Kleidung und Technik hielten Florian Thide, Konstantin Bloch und Lukas Basedow (v.l.).
Foto: Laura Thiel

Im Rahmen des „Nachhaltigkeitsprojektes“ am Lübzer Eldenburg-Gymnasium, bei dem es um den achtvolleren Umgang mit der Erde geht (wir berichteten), haben die Zwölftklässler Konstantin Bloch, Lukas Basedow und Florian Thiede nicht nur Probleme im Lebenszyklus von Kleidung und Technik dargelegt, sondern über experimentelle Arbeiten auch mögliche Lösungsansätze vorgestellt.

Schon die Förderung der für die Herstellung von beidem benötigten Rohstoffe sei für den Menschen nicht tragbar. „Die Edelmetalle und Textilien wie zum Beispiel Kupfer, Gold, Silber, Zinn sowie Baumwolle, Hanf und Seide werden in in ihren Ursprungsländern wie Kongo, Tansania, China oder Brasilien unter schlechtesten Bedingungen abgebaut“, heißt es in der Arbeit „Mit der Schule zu einer grüneren Umwelt“, die das Schülertrio ebenfalls beim Bundeswettbewerb „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ eingereicht hat. Weil von der Idee begeistert, nehmen daran auch die neunten Klassen und die Lehrküchenbesatzung teil.

Plantagen und Tagebau
schaden der Landschaft

Durch den bevorzugten, großflächigen Tagebau und Plantagen werde zudem auch die Umwelt stark belastet. Erstgenannter ziehe eine bleibende Veränderung des Landschafts-Reliefs nach sich.

Um mehr Gewinn zu erzielen, hätten die Unternehmen die dann folgende Produktion der Waren in Billiglohnländer verschoben („Outsourcing“). Allerdings passiere dies auf Grundlage von Ausbeutung der dortigen Bevölkerung, was unter anderem praktisch nicht vorhandene Sicherheitsmaßnahmen, sklavenähnliche Arbeitszeiten, fehlende Versicherungen und Rechte sowie giftige, in der Produktion freigesetzte und einfach in die Natur abgegebene Stoffe nach sich ziehe.

Nachdem die fertigen Waren dann einmal um die Welt gefahren sind – der Ausarbeitung zufolge wegen der Globalisierung an der Tagesordnung und nur noch mit sehr großen Containerschiffen möglich – erreichen sie die Verbraucher, doch ihr Lebenszyklus sei damit noch nicht vollendet: Viele Produkte im technischen Bereich hätten heutzutage nur noch eine sehr geringe Lebenserwartung, ein PC etwa im Vergleich zu vor 20 Jahren eine fünffach kleinere von nur noch zwei oder drei Jahren. Smartphones hielten in hochentwickelten Ländern sogar nur noch ungefähr ein Jahr.

Forderung: Produkte müssen länger halten

Dies trage dazu bei, dass die Menge des Elektromülls schon seit einigen Jahren stark ansteigt, weshalb neue Konzepte zum Recycling und zur verlängerten Lebenserwartung entwickelt werden müssen. Obwohl schon viele Metalle wie zum Beispiel Gold und Palladium zu über 99 Prozent in ihrer reinen Form wiedergewonnen, Kunststoffe in den Zyklus zurückgeführt und Textilien als Dämmung verwertet werden können, landeten viele Stoffe noch ungenutzt im Müll oder im Meer.

Die drei Schüler legten letztlich noch dar, wie jeder einzelne Mensch, Hersteller und Konzerne helfen könnten, die Situation zu entspannen. Für die Verbraucher sei es wichtig, bewusst einzukaufen – egal, ob Lebensmittel oder neues Telefon. Außerdem solle jeder darauf achten, sorgsam mit Produkten umzugehen, damit sie möglichst lange halten, und sie richtig entsorgen.

„Unternehmen müssen anderen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie man umweltbewusst produziert, so wie es momentan zum Beispiel Google in Zusammenarbeit mit Motorola bei dem ,Projekt ARA’ tut“, sagen die Lübzer Schüler. Dabei handele es sich um ein komplett modulares Smartphone, was bedeutet: Der Benutzer kann alle Einzelteile nach Bedarf austauschen, damit nicht immer das gesamte Gerät weggeworfen werden muss, wie es oft geschehe, und die Natur profitiere, weil weniger Abfall verursacht wird – ein Gewinn für beide Seiten.

„Urbane Landwirtschaft“ die Zukunft in Städten

„Eine gute Möglichkeit, sich bewusster zu ernähren, ist es, sein Obst und Gemüse selbst anzubauen“, schreibt Schülerin Carolin David. Die Lösung besonders in größeren Städten laute „Urbane Landwirtschaft“: Nichtbebaute Flächen werden dabei zum Beispiel als Obstgärten genutzt und auch so genannte „Farm Scapers“, also Landwirtschaft auf Hochhäusern, werde man in Zukunft immer öfter sehen, weil immer mehr Menschen auf weniger Raum ernährt werden müssten.

Auch ein komplett anderes Thema, Ski-Alpin, sei nicht nachhaltig, weil man zur Herstellung des oft nötigen Kunstschnees Unmengen an Wasser brauche. Durch die Errichtung von zahlreichen Schutzgebieten – darunter der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide in unserer Region – habe Mecklenburg-Vorpommern aktiv Naturschutz betrieben. Ein Problem sei jedoch, dass zum Beispiel die in den Schutzgebieten lebenden Seeadler häufig an einer Bleierkrankung leiden, weil sich teilweise Splitter von Jagdmunition in seiner Nahrung befinden. Fakt sei, dass das Projekt alle Schüler zum Nachdenken angeregt habe.

Auch Judith Harras ist sich sicher, dass viele Maßnahmen bequem im Alltag umzusetzen seien: „Man muss nicht gleich sein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Schon kleine Veränderungen können zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt beitragen.“

Ilja Baatz

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