16. Oktober 2014

„Aphasie – die verlorene Sprache“ (SVZ vom 13-11-2014)

Aphasie - die verlorene Sprache

Die Schüler des Eldenburg-Gymnasiums lernten auch, einhändig ein Brötchen zu schmieren

Stell dir vor du kommst nach Hause und nichts ist mehr dort, wo es war, die Einbrecher haben die Bücher aus dem Regal in die Badewanne gekippt, die Besteckschublade im Flur verstreut … . Chaos, Durcheinander. Dem Sprachzentrum in unserem Gehirn kann es nach einem starken Aufprall des Kopfes genauso gehen. Kein Wort, keine Silbe, kein Laut ist mehr abrufbar. Die Sprache scheint verloren.Am Dienstag, den 14.10.2014, fand für die Schüler der 10a und 10b am Eldenburg –Gymnasium Lübz das Projekt „Aphasie, die verlorene Sprache“ statt.
Ingrid Freier und Anja Richter vom Aphasiker-Zentrum, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz am MediClin Reha-Zentrum Plau am See, betonten, wie eng Sprache und gesellschaftliche Teilhabe verknüpft sind. Den wichtigsten Part dabei übernahm Andrea B., die vor 16 Jahren einen schweren Verkehrsunfall erlitten hat, und jetzt ihre eigenen Erfahrungen an Schüler weitergibt.
„Aphasie was ist das überhaupt?“, Anja Richter, Sprachtherapeutin am Aphasiker-Zentrum, erklärte: “Aphasie ist eine Sprachstörung, die nach Verletzung am Gehirn entstehen kann, zum Beispiel nach einem Verkehrsunfall“. Sehr häufig ist auch eine Halbseitenlähmung Folge der Schädel-Hirn Verletzung. Den Gedanken an einen Unfall schiebt man normalerweise ganz weit weg. Als Andrea B. von ihrem Verkehrsunfall berichtete, konnte man eine Stecknadel fallen hören. An den Unfall selbst kann sie sich nicht mehr erinnern, dafür umso besser an die erste Zeit danach, als sie nicht mehr sprechen und laufen konnte.
Es folgte ein langer Weg der Rehabilitation, der bis heute andauert. Die Schüler verfolgten gespannt, mit welchen Anstrengungen sie ihr Leben heute meistert. Im praktischen Teil der Veranstaltung motivierte Andrea, die vor dem Unfall als Referendarin für Deutsch und Geschichte arbeitete, die Schüler, einhändig Brötchen aufzuschneiden oder mit einer Hand eine Strickjacke an- und auszuziehen. Viele Dinge, die im Alltag selbstverständlich sind, werden mit einer Halbseitenlähmung plötzlich zur Herausforderung. Versucht man etwa ein Brötchen einhändig aufzuschneiden, so „will es fliehen“. Andrea unterstützte hier mit Rat und Tat. Das Projekt wurde unterstützt vom Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung in M-V. Die Organisation am Eldenburg- Gymnasium übernahm die Schulsozialarbeiterin Carola Henkelmann.

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