Alt, Bass, Sopran, Tenor – dieser Chor geht ins Ohr (SVZ)

Lübz

Mit einem tiefen Seufzer beginnt Konstanze Zielke ihre Chorprobe im Eldenburg-Gymnasium Lübz. Ihre Schüler folgen ihr dabei, seufzen ebenfalls. Denn das ist wichtig.

Damit wird die Stimme auf die kommende Probe vorbereitet. Die Musiklehrerin steht auf einem Stuhl, damit sie ihre 87 Schüler gut überblicken kann und damit alle sehen, welche Übungen Konstanze Zielke ihnen vormacht. Musik ist ihr Leben, ihre Leidenschaft. Diese will sie weitergeben, deshalb gründete Konstanze Zielke vor gut 13 Jahren den Eldenburg-Chor. Damals noch mit nur zwölf Schüler. Heute steht eine ganze Horde von Jungen und Mädchen vor ihr. Doch alle haben ihre Augen auf die Chorleiterin gerichtet und machen nach, was Konstanze Zielke hoch auf ihrem Stuhl vormacht. „Ahhh…“, ertönt es im Klassenraum des EGL. Die Schüler lassen ihre Oberkörper nach vorne fallen, die Arme baumeln. „Jetzt langsam wieder hochkommen“, sagt Konstanze Zielke. „Wieso seid ihr schon wieder schneller als ich oben“, fragt sie mehr rhetorisch und lächelt.

Die Schulter kreisen nach hinten, beide zusammen. Der ganze Körper wird gelockert, bevor die ersten Töne angestimmt werden. „Vorsichtig die Schultern nach vorne kreisen“, gibt Konstanze Zielke an. Danach legt die Musiklehrerin eine Hand auf ihren Bauch. Jetzt fangen die Atemübungen an. Ihre Schüler folgen ihr. In Reih und Glied stehen sie vor ihr und üben: „P (gesprochen: phe), T (the), K (kha)“, ertönt es im Klassenzimmer und die Schüler werden dabei immer schneller. Dann folgt schon die nächste Übung, dieses Mal gesungen: „Marianna“, stimmen die Jugendlichen mit Konstanze Zielke an. „Den Finger ans Ohr. Das hat sich noch nicht geändert“, weist die Musiklehrerin ihre Schüler liebevoll an. Mittlerweile haben sie sich alle auf ihren Stuhl gesetzt und warten auf die nächsten Aufgaben. Bei der Chorprobe, die kurz vor den Weihnachtskonzerten wöchentlich stattfindet, wechselt Konstanze Zielke immer wieder zwischen Klavier und Klassenraummitte hin und her.

Ihr Mund formt ein O, die Lippen laufen spitz zu. Merel de Baat singt mit. Die Übungen und die Chorproben bei Konstanze Zielke kennt sie bereits. Singt sie doch jetzt schon das dritte Jahr im Eldenburg-Chor mit. „Ich habe schon im Kirchenchor gesungen. Ich finde das einfach cool“, sagt die 16-jährige Schülerin. Vor allem das Probenlager im September gefällt der Elftklässlerin besonders gut. Ähnlich sieht es Maximilian Stickel. „Frau Zielke hat damals noch Jungs für den Chor gesucht und zu mir gesagt, ich solle es als Wahlpflichtfach belegen“, erklärt der Zehntklässler. Genau das hat Maximilian gemacht und singt nun auch schon im zweiten Jahr im Eldenburg-Chor. Besonders gefällt ihm, dass hier etwas gemeinsam gemacht wird, auch mit Schülern, die nicht in dieselbe Klasse gehen wie er. Merel de Baat gehört mit ihrer Stimmlage zum 2. Sopran, Maximilian Stickel dagegen wird zum Bass gezählt.

Wer zu welcher Stimmlage gehört, entscheidet Konstanze Zielke – bei einem Casting. „Die Schüler müssen bei mir vorsingen. Ich bin dann immer wieder erstaunt, was für gute Stimmen unter den Schülern sich befinden“, erzählt die Lehrerin. Diese dürfen sich dann auch oftmals freuen, wenn sie ein Solo singen dürfen. Unterstützt wird der Eldenburg-Chor des Lübzer Gymnasiums seit vielen Jahren von Olaf Schulz von der Musiksafari und von Sigrun Haß aus Parchim. „Das ist eine wirklich fruchtbringende Zusammenarbeit“, verdeutlicht Konstanze Zielke.

Mit dem Finger am Ohr stehen der 1. und 2. Sopran, der Tenor, die Bässe und der Alt nebeneinander. Konstanze Zielkes Finger huschen über die Klaviertasten. Sie stimmt das Lied an – und hört genau hin. „Wer punktiert hier? Ihr singt durch. Nur der Alt punktiert“, sagt sie und lauscht ihren Schülern bei einer ihrer Chorproben im Eldenburg-Gymnasium Lübz. Denn bald kommt der große Tag – das erste Adventskonzert des Eldenburg-Chores.

Sabrina Panknin