6. April 2013

Patricia Niemöller paukt für die Penne (Quelle: SVZ, S.Panknin)

Das braune Haar zu einem Zopf gebunden, einen schwarzen Blazer an, ein helles Oberteil darunter, eine goldfarbene Kette mit Eulen-Anhänger um den Hals,  steht Patricia Niemöller vor dem Regal und sucht ein Buch heraus. Ein Buch, das ihr weiterhelfen soll, wenn sie später im Klassenzimmer steht. Die 23-Jährige absolviert ihr letztes Praktikum im Eldenburg-Gymnasium Lübz. Bald geht es ans Eingemachte. “Ich stehe kurz vor meiner Masterarbeit”, erklärt Patricia Niemöller. Diesen Weg, den sie nach dem Abitur eingeschlagen hatte, wollte sie eigentlich nicht gehen. “Als meine Lehrerin mir sagte, ich müsse Lehrerin werden, habe ich das strikt abgelehnt”, erzählt die Studentin der TU Dresden. Doch es sollte anders kommen. Ihr “Zukunftspaket”, wie sie es nennt, schnürte die 23-Jährige fernab der Heimat – rund 8000 Kilometer Luftlinie entfernt in Florida. Für zehn Monate lernte die gebürtige Schwerinerin an einer Highschool in Florida. “Ganz blauäugig bin ich damals daran gegangen. Ich bin einfach losgezogen, das war nie ein Problem für mich. Ich wollte einfach, ich selbst sein”, verdeutlicht sie ihren Schritt. Und das war sie dann auch und entschied sich immer mehr für diesen einen Weg: Lehrerin werden.
Geschichte und Englisch studiert Patricia Niemöller – wandelt nicht nur auf den Spuren vergangener Völker und Kulturen, sondern auch auf den sprachlichen Pfaden. Ihre Masterarbeit beschäftigt sich vor allem mit einem: Mit der Lese- und Rechtschreibschwäche im Fremdsprachen unterricht. “Diese gibt es nämlich nicht nur im Deutschen”, erklärt die angehende Lehrerin. Geschichte war für die 23-Jährige immer klar. Doch Englisch – das konnte sie sich nicht vorstellen, zu studieren, geschweige denn zu unterrichten. “Ich habe immer gedacht, ich kann die Sprache nicht so gut. Habe aber in Florida gemerkt: ,Ich kann Englisch doch ganz gut.’ So kam es also, dass ich mich für diese beiden Fächer entschieden habe.” Das Patricia Niemöller Geschichte studiert, daran hat auch ihr Großvater einen wesentlichen Anteil dran gehabt. “Mein Großvater hat mir beim Spazierengehen immer historische Plätze gezeigt, ,hier hat Napoleon gekämpft’, erzählte er mir. Und vor allem eines hat er mir mit auf den Weg gegeben: ,Bevor du andere Kulturen und Länder kennst, musst du deine Heimat kennen.'” Das hat sich Patricia Niemöller zu Herzen genommen, reist sie doch auch gern in Deutschland umher. Doch auch ferne Länder lernt sie gern kennen. “Im vergangenen Jahr war ich in Helsinki und London. Dieses Jahr soll es nach Italien und mal wieder in die USA gehen”, erzählt die Dresdnerin.

Unterrichtspläne erstellen, gemeinsam mit den Schüler in die Vergangenheit reisen und das Mysterium der Antike kennen lernen. Das und noch viel mehr will Patricia Niemöller in Zukunft machen. Klausuren schreiben lassen, mit Jugendlichen arbeiten – das ist ihr Traum. “Ich habe ein Praktikum als Ferienlagerbetreuerin gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass ich gut mit Jugendlichen umgehen kann und das es mir Spaß bringt. Deshalb werde ich Gymnasiallehrerin”, verdeutlicht die Verfechterin fürs Bachelor- und Master-System. “Ich finde dieses System gut, denn dadurch können solche Leute immer noch etwas anderes machen, wenn sie während des Studiums bemerken, ,Lehrer sein, liegt mir nicht'”, erklärt die 23-Jährige. Denn das komme noch sehr häufig vor. Für Patricia Niemöller war es noch nie ein Problem gewesen, vor anderen Menschen zu sprechen, doch unter ihren Kollegen gibt es diese immer noch. “Ich habe Kollegen, die Angst haben, vor anderen zu sprechen. Und die sind meiner Meinung nach, nicht gut im Lehrerdienst aufgehoben”, verdeutlicht die Dresdnerin ihren Standpunkt.
Ihre Wurzeln liegen in Mecklenburg, ist sie doch in Schwerin geboren, doch mti einem Jahr zogen ihre  Eltern mit ihr nach Spremberg in Brandenburg. Patricia Niemöller hat sich deshalb bewusst für Mecklenburg-Vorpommern entschieden, hier ihr letztes Praktikum vor der Masterarbeit zu machen. “Ich möchte auch gern mein Referendariat hier machen. Das ist eine Gefühlssache. Ich habe hier einen Teil meines Lebens verbracht,  wenn auch nur  einen kleinen. Es gibt irgendwie eine Verbindung zum Norden.”
Doch jetzt muss sie erstmal wieder abreisen. Es geht zurück von Lübz nach Dresden – rund 360 Kilometer weiter in den Süden, zurück in den Hörsaal, zurück an die Bücher, zurück an den Schreibtisch. Denn noch ist sie ein kleines Stückchen von ihrem Ziel entfernt. Noch muss Patricia Niemöller genauso wie ihre späteren Schüler die Schulbank drücken, Bücher wälzen und viel lernen, um dann eines zu können: Ihre Berufung als Lehrerin ausüben.

Quelle:http://www.svz.de/nachrichten/lokales/luebz/artikeldetails/artikel/patricia-niemoeller-paukt-fuer-die-penne.html;   svz-online, 6.4.13)

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