21. Oktober 2016

Die hohe Kunst der Eselsbrücken (svz 21-10-16)

Amüsant, schnell, informativ: Der bekannte Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub zelebrierte seinen „Megamemory Day“ im EGL
Lübz

Zwanzig Namen nach vier Stunden Training, hundert nach nur sieben. Vier Stunden Training für vielstellige Zahlenkolonnen, perfekt Chinesisch in drei Monaten. Es kommt auf die richtige Technik an, sagt Gedächtnistrainer Gregor Staub und strahlt. Auf der Bühne des Eldenburg Gymnasiums steht ein äußerst agiler Mann vor sage und schreibe fast 400-köpfigem Publikum, der freudig überzeugt ist von dem, was er lehrt. Das Publikum folgt, inspiriert von einer großen Show.Atrium Megamemory

Power-Lernen und Power auf der Bühne. Auf Letzterer geht es also um Methoden – ein bisschen auch um innere Einstellungen zum Lernen: „Wir müssen ins Hirn etwas hineinschreiben, sonst bleibt es eben leer.“ Staub skizziert eine Übersicht des Vortrags auf dem Flipchart. Sinngemäß: Wie memoriere ich erstaunlich viele Namen, Zahlen sowie Wörter und Sätze einer Fremdsprache in relativ kurzer Zeit? Und lässt dabei keinen Moment lang Zweifel aufkommen: Er macht unser Gehirn klar. Der bekannte Schweizer Trainer setzt auf die Eselsbrücke Bild, auf lautliche Ähnlichkeit und – zum Beispiel – den Körper oder den umgebenden Raum als „Spickzettel“. Die Eselsbrücken, die das Erinnern erleichtern sollen, sind selbst einfach und elementar in unserem Denken oder Wissen verankert. Für Zahlen bedeutet dies etwa: Die Eins ist Baum, die Sechs Würfel, die Zehn Bibel und so fort. Für das Memorieren einer Zahlenreihe muss zwischen den Zahlen-Stellvertretern dann blitzschnell eine Geschichte ausgesponnen werden. Wie man sich diese Geschichte erzählt, bleibt aber gewiss Geheimnis jedes Einzelhirns.

In der Sauna, erzählt Staub, habe er so ganz nebenbei Fortschritte im Russischen gemacht: „GDE ja magn night tee wodu“ merkte er sich mit etwa folgender „Geschichte“: Eine große Dame geht zu einem Elefanten, sagt ja, trinkt Gurkensaft in den Magen hinein, will nachts englischen Tee trinken, da liegt in Wolle ein Duden. (Oder so ähnlich.) Spickzettel, um sich die amerikanischen Präsidenten zwischen Eisenhower und Bush junior zu merken, kann beispielsweise, so der Trainer, auch der umgebende Raum mit den Gegenständen darin sein: Der Flipchart, drauf geklopft, steht für Eisenhower und so weiter. Fünfmal, gibt der Trainer zu, muss das Verwirrende allerdings wiederholt werden, bis es in die rechte Hirnhälfte gewandert ist. Das alte Wissen um die Wirkung der Wiederholung gilt also nach wie vor. Und ebenso gilt: Das Training muss Freude machen, dazu bedarf es neben dem Willen natürlich auch der Gelassenheit, Fehler passieren.

Der flotte, zwei Stunden währende Vortrag, besser, das Event in der prall gefüllten Aula des Eldenburg Gymnasiums war bei aller Informationsfülle ein bisschen auch – im besten Sinn – spektakulär aufgezogen, ein Spektakel also, der sympathische Trainer mit den roten Schuhen ein echtes Bühnentier. Hinsichtlich der vorgestellten Methoden müssen die Interessierten selbstverständlich nachhaken.[…]

Nach der Arbeit am Vormittag mit den Schülern, präsentierte Staub seine Methoden des Nachmittags vor den Kollegien des Gymnasiums, der Grundschulen Lübz und Goldberg, der Regionalschulen Lübz, Plau, Goldberg, der Förderschule Lübz und schließlich der Paulo-Freire-Schule in Parchim. Das Format solle etabliert werden, resümiert der Schulleiter, gehe man so doch weiterhin der Frage nach, wie Lernen funktioniere: „Wie lässt sich großer Stoffumfang behalten?“

Monika Maria Degner

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